Es wird wohl noch lange dauern, bis entschieden wird, ob von Stuttgart-Degerloch aus Seilbahngondeln zur Uni Hohenheim schweben werden. Erst einmal hat die vertiefte Prüfung für die Vaihinger Trasse Vorfahrt.

Plieningen - Eine Seilbahn in Stuttgart-Vaihingen vom Eiermann-Campus über den Bahnhof bis ans Ende des Synergieparks und möglicherweise von dort aus bis zu einem Parkhaus an der A 8 ist aus Sicht der Planer und der Stadt Stuttgart am besten zu verwirklichen. Vor diesem Hintergrund sind andere mögliche Seilbahntrassen, darunter die Variante B, die von der Degerlocher Peregrinastraße über Stationen im Gebiet Tränke, in Hoffeld, im Asemwald, im Steckfeld bis zur Endstation an der Uni Hohenheim führt, Zukunftsmusik.

 

Aus Sicht von Michael Welsch vom Ingenieurbüro SSP Consult, das die Machbarkeitsstudie der Vaihinger Seilbahn ausgearbeitet und den städtischen Gremien präsentiert hatte, bedeutet der Vorrang der Vaihinger Seilbahn aber nicht das automatische Aus für die anderen drei Trassen. Außer der Variante von Degerloch zur Uni Hohenheim führen diese in der Variante C vom Pragsattel über die zukünftige S-Bahn-Haltestelle Mittnachtstraße über den Unteren Schlossgarten zu den Mineralbädern und zum Ostendplatz. Die Variante D würde vom Hauptbahnhof zum Neckarpark führen.

Stadtquartiere mit potenziellen Fahrgästen

Durch den kommenden Wohnbau auf dem Eiermann-Campus, auf dem ein Stadtquartier für knapp 4000 Menschen entstehen soll, bestehe in Vaihingen auch wegen der jetzt schon angespannten Verkehrssituation vorrangig Handlungsdruck, erklärt Welsch. „Ob es aber überhaupt eine Seilbahn-Lösung für Vaihingen gibt und falls ja, ob dann auch die anderen drei Trassen verwirklicht werden, das entscheidet die Politik“, sagt Michael Welsch.

Eine wesentliche Grundlage für die Entscheidung sei, dass Land und Bund eine Seilbahn überhaupt als förderungsfähiges Verkehrsmittel akzeptierten. Zudem gebe es noch diverse rechtliche Fragen zu klären. Erst dann könnten Fördermittel fließen. Durch das geplante Rosensteinquartier und den Wohnbau im Neckarpark könnten dann andere Seilbahntrassen Vorfahrt vor der Variante bekommen, die Degerloch mit Plieningen verbindet. „Das ist alles eine Frage der Dringlichkeit“, sagt Welsch.

So wenig wie möglich über Wohngebiete

Für einzelne Abschnitte der sehr anspruchsvollen und wohl erst in fernerer Zukunft denkbaren Strecke von Degerloch nach Plieningen haben die Ingenieure von SSP Consult mehrere Varianten vorgestellt: „Es ging darum, so wenig wie möglich Betroffenheiten zu schaffen. Deshalb haben wir diskutiert, wie man durch Hoffeld kommt, ohne viele Häuser zu berühren“, sagt Welsch. Eine vergleichsweise gute Lösung gebe es am Asemwald über die Felder entlang Birkach und Steckfeld. Es gebe außerdem „eine sehr komfortable Anbindung nördlich der Hochhäuser in Birkach“. Dort sei eine Station beim Pflegeheim denkbar. Weiterhin sei zu erwägen, wie man die Universität integrieren könne: Dann führe die Trasse aber nicht über Birkach, sondern von der Garbe zur Uni. Dort sei es mit dem Bau einer Station „nicht ganz einfach“. Was die Anzahl der potenziellen Fahrgäste angehe, liege die Strecke schlechter als die beiden Trassen in der Innenstadt und etwas schlechter als die Vaihinger Trasse. Sie könne aber eine gute Alternative zu den Bussen sein.

Die Gefahr, dass eine Seilbahn die künftige U 5B kannibalisieren könne, sieht Welsch nicht: „Die U 5B hat eine andere Streckenlänge und eine andere Bedeutung für die Anbindung an das Stadtzentrum.“ Wesentlich auf der Filderbene sei, dass die U 5B die Garbe mit Möhringen verbinde. Fest stehe aber grundsätzlich: Im Gegensatz zu Schienenverbindungen seien Seilbahnen günstiger und schneller zu bauen.