Eine S-Bahn für den Kreis Göppingen rechnet sich nicht. Dennoch gibt der Landrat Edgar Wolff nicht auf. Jetzt will er S-Bahn-Qualität in den vorhandenen Zügen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Eine S-Bahn als zusätzliches Angebot zu den bisher schon etablierten Zügen wird es auf der Filstalstrecke nicht geben. Das hat der Göppinger Landrat Edgar Wolff nach dem niederschmetternden Ergebnis der Kosten-Nutzen-Analyse eingesehen. Die Umwandlung von normalen Nahverkehrszügen in S-Bahnen oder wenigstens in Züge mit S-Bahn-Qualität hält er aber weiterhin für möglich und wünschenswert.

 

Abracadabra – und die Regionalbahn ist eine S-Bahn

Im neuen Zielkonzept des Landes zum Schienenpersonennahverkehr, das in einem ersten Entwurf vorliegt, bieten sich nach Ansicht des Göppinger Nahverkehrsplaners, Jörg-Michael Wienecke, auch Ansatzmöglichkeiten. Demnach will das Land den Kreis Göppingen künftig ganztägig von Stuttgart aus mit zwei Regionalbahnen pro Stunde ansteuern. Zumindest eine davon könnte als S-Bahn auch sämtliche Halte im Neckartal bedienen und dann in den Stuttgarter S-Bahn-Tunneln verschwinden.

Die Frage sei dabei allerdings, ob es den Nutzern des Nahverkehrs wichtiger sei, überall aus- und einsteigen zu können oder schnell nach Stuttgart zu kommen. In eine solche Richtungsentscheidung wolle man die Betroffenen einbinden, sagte Wolff.

Das S gibt es nur für echte S-Bahnen

Eine Regionalbahn hält zwar ebenfalls an allen Stationen im Filstal, fährt aber in Richtung Stuttgart an allen Bahnhöfen außer Plochingen, Esslingen und Bad Cannstatt vorbei. Der Verkehrsdirektor des Verbands Region Stuttgart, Jürgen Wurmthaler, hat schon deutlich gemacht, dass ein solches Zugangebot ohne das S-Bahn-Symbol auskommen muss. „Das würde die Fahrgäste sonst verwirren.“

Der Industrie und Handelskammer (IHK), dem Landrat und auch weiten Teilen des Kreistags ist das weiße S auf grünem Grund aber immer noch wichtig. Wer in die Region Stuttgart ziehe, suche sich eine Wohnung entlang der S-Bahn-Äste, meinte der SPD-Kreisrat Jürgen Lämmle. „Nach S-Bahn-ähnlichen Verbindungen googelt niemand.“ Es sei schon entscheidend, ob man auf dem Linienplan an einem grünen Ast liege oder „ein hellgrauer Strich irgendwo in der Pampa“ sei, meinte auch Wienecke. Werner Stöckle (Freie Wähler) stellte hingegen fest, dass „der Nutzer das S auf der Bahn nicht unbedingt“ brauche.

Von Ulm fast abgehängt

Einigkeit herrschte hingegen darin, dass das Land bei seiner Angebotskonzeption nachbessern muss. Denn während sich die Verbindungen nach Stuttgart verbessern und verstetigen, sieht man sich in Richtung Ulm fast schon abgehängt. So soll eine der beiden Regionalbahnen nur bis Süßen verkehren. Die zweite hätte auf ihrem Weg nach Ulm einen 20-minütigen Systemhalt in Geislingen, der sich erst verkürze, wenn die Schnellbahntrasse in Betrieb gehe.

„Die Züge müssen mindestens bis Geislingen fahren“, sagte Tobias Hösch (FDP). Der Bürgermeister von Salach, Bernd Lutz, rechnete vor, dass sich die Fahrzeit in Richtung Ulm für seine Bürger um eine halbe Stunde verlängere. Eine Lösung wäre, den künftig auf einen Stundentakt verdoppelten schnellen IRE auch in Süßen halten zu lassen. Wienecke ist bei diesem Wunsch allerdings skeptisch. „Wer mit diesem Zug schon ab und zu gefahren ist, weiß, dass er ständig verspätet ist.“ Oft fahre er deshalb nicht einmal bis Stuttgart, sondern wende schon in Plochingen. Er glaube nicht, dass sich die Bahn auf neue Halte einlasse.