Der Verkaufserfolg aus Ludwigsburg findet Nachahmer: In Remseck und Kornwestheim wird es vom Jahreswechsel an einen verbilligten Fahrschein für Busse und Bahnen geben. Doch die Voraussetzungen in den Städten sind höchst unterschiedlich.

Remseck - Ludwigsburg hat es schon seit dem vergangenen Sommer, Herrenberg und Esslingen erst seit Kurzem – und in Remseck wird es zum Jahreswechsel eingeführt: ein verbilligtes Stadtticket für den Nahverkehr. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, vom 1. Januar an eine solche Fahrkarte für Bus und Bahn anzubieten. Beantragt hatte das die FDP-Fraktion.

 

Für drei Euro können sich die Fahrgäste dann einen Tag lang so oft durch die Stadt kutschieren lassen, wie sie wollen. Eine gleiche Gruppenkarte für fünf Personen kostet sechs Euro. Zum Vergleich: bisher sind für eine Hin- und Rückfahrt innerhalb Remsecks fünf Euro fällig, ein vergleichbares Gruppenticket kostet sogar 10,40 Euro.

Die Stadt Remseck muss pro Jahr 50 000 Euro zuschießen

Weil der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) durch das neue Ticket weniger einnehmen wird, muss die Stadt die Differenz von 50 000 Euro pro Jahr selbst aufbringen. Auch dem hat der Gemeinderat zugestimmt, wenngleich das neue Angebot zunächst nur für zwei Jahre gilt. Danach soll überprüft werden, ob sich das Stadtticket gut verkauft – und für die Zeit nach Januar 2022 neu entschieden werden. Sollten die Verluste des VVS geringer ausfallen, muss die Stadt dementsprechend weniger Geld zuschießen.

Der Oberbürgermeister Dirk Schönberger hofft, durch das neue Ticket mehr Fahrgäste in die Busse zu locken: „Wir wollen die Mobilität ohne Pkw deutlich stärken.“ Neben der VVS-Reform, die weniger Tarifzonen und deshalb günstigere Fahrscheine vorsieht, sei das Stadtticket ein Mosaikstein für dieses Vorhaben.

Ähnlich sieht man das in direkter Nachbarschaft, in Kornwestheim: Dort hat ein Gemeinderatsausschuss unlängst ebenfalls eine zweijährige Testphase für ein Stadtticket abgesegnet, was die Stadt pro Jahr rund 63 000 Euro kostet. Bewohner von Pattonville, das zu Remseck wie Kornwestheim gehört, können mit ihrem Ticket den ganzen Stadtteil befahren. Sonst sind Fahrten über die Gemerkungsgrenze bei den Billigfahrscheinen nicht erlaubt.

Keine Fahrten in die Nachbarkommune

Trotzdem stößt das Modell derzeit in vielen Kommunen auf Interesse: Pia Scholz, Sprecherin des VVS, nennt Ditzingen, Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) oder Böblingen als Beispiele.

In Bietigheim-Bissingen liegen zwei Anträge zu einem günstigen Busticket auf dem Tisch, von der SPD-Fraktion und der Grün-Alternativen Liste (GAL). Beide fordern eine subventionierte Fahrkarte, allerdings zu anderen Preisen wie in Ludwigsburg oder Esslingen. Wie die Rathaussprecherin Anette Hochmuth erklärt, gab es erste Abstimmungen zwischen der Verwaltung und dem VVS. Ein konkretes Modell liege aber noch nicht vor. Wann der Gemeinderat darüber abstimmen könnte, sei daher offen.

Als Ansporn gilt vielen Städten die gute Bilanz aus Ludwigsburg: Dort gibt es das Ticket seit dem 1. August zu kaufen. Seither sind laut VVS 207 000 dieser Fahrkarten gelöst worden. Die Zahl der Fahrgäste, die nur gelegentlich Bus und Bahn nutzen, sei um rund 16 Prozent gestiegen.

Attraktiv trotz nur dreier Buslinien?

In Esslingen, wo es den Drei-Euro-Fahrschein seit Anfang April gibt, liegen dem VVS noch keine belastbaren Zahlen vor. Scholz erklärt aber, dass man „nach ersten Einschützungen mit dem Start zufrieden sein“ könne.

Einen gravierenden Unterschied gibt es allerdings zu Remseck: Die Stadt ist deutlich kleiner, nur drei Linien verkehren zwischen den Stadtteilen. Ob ein Ticket, dass für die Fahrt nach Kornwestheim oder Ludwigsburg nicht gilt, da attraktiv ist?

Der Rathauschef Schönberger ist optimitisch: „Es gibt genügend Personen, die nur in der Stadt unterwegs sind.“ Eine Linie würde ganz gezielt alle Einkaufszentren ansteuern. „Diese Fahrten wollen wir preisgünstig anbieten.“