In Stuttgart-Vaihingen gibt es seit Jahren den Wunsch, dass die Busse der Linien 81 und 82 häufiger fahren. In der Pandemie gewinnt diese Forderung an Brisanz. Der Jugendrat kritisiert aber noch andere Missstände.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Abstand halten – so heißt das Gebot der Stunde. Und in den Schulen gilt, dass die Mädchen und Jungen der jeweiligen Klassenstufen möglichst niemandem aus einer anderen Klassenstufe begegnen. Doch auf dem Schulweg wird das schnell Makulatur – insbesondere dann, wenn die Kinder und Jugendlichen mit dem Bus unterwegs sind. Denn der ist oft überfüllt. In Vaihingen gibt es das Problem seit Jahren. Der Jugendrat und auch der Bezirksbeirat haben es immer wieder aufs Tapet gebracht. Jetzt, mitten in der Corona-Pandemie, gewinnt es freilich noch einmal an Brisanz.

 

Tobias von Campe kennt die Situation aus eigener, leidiger Erfahrung. Freitags sei es besonders schlimm, sagt der Vertreter des Jugendrats. Denn am letzten Tag in der Woche gibt es in der Regel keinen Nachmittagsunterricht. Alle Schüler, egal ob sie das Fanny-Leicht-Gymnasium, das Hegel-Gymnasium, die Robert-Koch-Realschule oder die Pestalozzischule besuchen, haben zu einer ähnlichen Zeit aus. Die Schulen werden aber nur von den Linien 81 und 82 der SSB angefahren. „Die Busse sind dann so überfüllt, dass an der Haltestelle Fanny-Leicht-Straße keine weiteren Fahrgäste mehr einsteigen können“, sagt der Schüler, der selbst aufs Fanny geht. Er und alle anderen müssten dann auf den nächsten Bus warten. Und wenn auch der zu voll sei, was nicht selten vorkomme, dann könne er eben wieder einmal erst mit dem dritten Bus nach Hause fahren.

Probleme mit überfüllten Schülerbussen gebe es überall

Das Problem bestehe auch aktuell, mitten in der Corona-Krise. Und das, obwohl zumindest am Fanny die Klassenstufen pandemiebedingt versetzt mit dem Unterricht beginnen und damit auch unterschiedlich enden. Darum fordert der Vaihinger Jugendrat eine Taktverdichtung in den Stoßzeiten, also morgens und am frühen Nachmittag.

Ruben Schäfauer, der ebenfalls im Vaihinger Jugendrat sitzt, ist von dem Problem selbst nicht betroffen. Er fährt mit dem Fahrrad oder bei schlechtem Wetter mit der Bahn zu seiner Schule in Degerloch. Doch als Mitglied des gesamtstädtischen Jugendrats ist er Mitglied im Fahrgastbeirat des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS). Von dort berichtet er: „Probleme mit überfüllten Schülerbussen gibt es überall.“

Schüler stehen buchstäblich im Regen

Das Warten auf den nächsten oder gar übernächsten Bus kostet aber nicht nur Zeit. Bei schlechtem Wetter ist es obendrein eine zugige und nasse Angelegenheit. Denn an den Haltestellen Fanny-Leicht-Straße (Richtung Büsnau) und Pestalozzistraße (beide Richtungen) gibt es nicht einmal ein Dach als Wetterschutz, von einer Bank ganz zu schweigen. Die Schüler stehen dann buchstäblich im Regen. Und wenn man dann auch noch einen oder zwei Busse vorbeifahren lassen müsse, weil kein Platz sei, sei das sehr unangenehm, sagt Tobias von Campe. Und nicht nur das: Erkältungskrankheiten seien so programmiert, und in Corona-Zeiten sei bekanntlich schon ein einfacher Schnupfen unter Umständen mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden.

Die Vaihinger Nachwuchspolitiker haben ihre Anliegen nun in die Fortschreibung des Nahverkehrsentwicklungsplans eingespeist. Unterstützung bekommen sie vom Vaihinger Bezirksbeirat. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) äußert sich auf Nachfrage nicht zu den Forderungen des Jugendrats. Denn für den Nahverkehrsentwicklungsplan sei grundsätzlich die Stadt Stuttgart zuständig. Diese arbeite derzeit an der Stellungnahme auf eine entsprechende Anfrage unserer Zeitung, teilt die Pressestelle mit.

Jugendrat hat weitere Wünsche

Unabhängig von der Pandemie fordert der Vaihinger Jugendrat eine Taktverdichtung auf der Buslinie 92, die von Büsnau über die Uni in Richtung Stuttgarter Innenstadt verkehrt. Für die Stadtbahnlinie U 8 wünschen sich die Nachwuchspolitiker einen Zehn-Minuten-Takt über die ganze Woche hinweg. Der Vaihinger Bezirksbeirat unterstützt beide Anliegen.