Anwohner haben mit dem SSB-Mitarbeiter Joachim Keller über Probleme im Nahverkehr diskutiert.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Hausen - Aus allen Ecken des Stadtteils Hausen strömten am Montagabend Anwohner in den Bürgertreff – zu Fuß. Somit blieb für die rund 80 Teilnehmer der Info-Veranstaltung das gewohnte Warten auf den Anschlussbus oder das Rennen auf die S-Bahn aus, als es darum ging, mit dem SSB-Mitarbeiter Joachim Keller über die Probleme der Hausener mit dem öffentlichen Nahverkehr zu diskutieren. Die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich hatte zu der Diskussionsrunde eingeladen, da das Problem vor kurzem wieder einmal im Bezirksbeirat zur Sprache kam. Von fast allen Fraktionen waren Vertreter anwesend.

 

Joachim Keller wollte von den Anwohnern wissen, „wo der Schuh drückt, damit wir unsere künftige Konzeption danach ausrichten können“. Mehrere Anwohner störten sich vor allem an den knapp bemessenen Anschlusszeiten beim Umsteigen von der Buslinie 90 zur S-Bahn am Weilimdorfer Bahnhof und umgekehrt. „Oft sieht man aus der S-Bahn den Bus noch einfahren, rennt wie ein Wilder und sieht ihn dann gerade noch wegfahren“, beschwerte sich ein Hausener. Ein anderer ergänzte, dass es auch in umgekehrter Richtung jeden Morgen „ein Glücksspiel“ sei, ob der S-Bahn-Anschluss erreicht werde oder nicht, da der Bus fast immer verspätet sei.

Des einen Freud, des andern Leid

Dem SSB-Mitarbeiter war dieses Problem nicht unbekannt. Problematisch sei vor allem die Nebenverkehrszeit, wenn der Bus im 20-Minuten-Takt fährt, die S-Bahn hingegen alle 30 Minuten. Der 20-minütige Rhythmus sei vor ein paar Jahren eingeführt worden, um das Angebot für Fahrten vor Ort zu verbessern. „Das sind Abwägungen. Alle Verknüpfungspunkte vom Bus mit der Stadtbahn, der S-Bahn in Korntal und Weilimdorf unter einen Hut zu kriegen, da stoßen wir an unsere Grenzen“, sagte Keller. Wenn die Buszeiten allein auf die S-Bahn abgestimmt würden, dann würden in der Konsequenz alle anderen Verkehrsmittel „hinten runter fallen“. Dass sich Busse in den Hauptverkehrszeiten leicht verspäteten, sei nicht auszuschließen.

Ein weiteres Manko, das von einigen Anwesenden angesprochen wurde, war das Verhalten der Busfahrer. Besonders von einem Subunternehmer seien diese „frech und unverschämt“. „Es ist eine Katastrophe“, kritisierte ein Hausener Bürger. Keller bedauerte die Vorkommnisse und versprach, die Hinweise an die entsprechenden Stellen weiterzugeben.

Infos bei Verspätungen

Ein Anliegen einiger Anwesenden war der Wunsch nach einem verbesserten Informationsfluss, wenn ein Bus oder eine Bahn ausfällt oder sich stark verspätet. „Das Störungsmanagement ist bei uns permanent auf der Agenda dessen, was man verbessern kann“, versicherte Keller. Allerdings seien technische Änderungen meist mit hohen Investitionen verbunden. „Das sind wünschenswerte Funktionen, aber das geht nicht von heute auf morgen.“

Ein Bürger beschwerte sich, dass sonntags der erste Bus in Richtung Giebel erst nach 9 Uhr abfahre. Keller versprach, prüfen zu lassen, ob dies geändert werden könne. Er gab jedoch zu bedenken, dass ein zusätzlicher Bus in der Stunde sonntags rund 100 000 Euro kosten würde, werktags sogar 350 000 Euro.

Wunsch nach eigener Buslinie

Ein Zuhörer machte den Vorschlag, eine eigene Buslinie einzurichten, die nur zwischen Hausen, dem S-Bahnhof und Giebel hin- und herpendelt. „Dann hätte man alle Möglichkeiten, die Takte entsprechend anzupassen“, sagte der Hausener und erntete dafür lautstarken Applaus von anderen Anwohnern. Weiter regte er an, eine eigene Trasse entlang der Felder anzulegen, damit die Busse nicht mehr im Stau stecken bleiben. Keller verwies jedoch erneut auf die Kosten zusätzlicher Busse. Auch auf eine eigene Trasse machte er wenig Hoffnung.

„Ich habe den Eindruck, dass Ihnen der Anschluss an die S-Bahn wichtiger ist als an die Stadtbahn, weil es dort eine häufigere Taktzeit gibt“, lautete Kellers Fazit am Ende der Fragerunde. Ebenso notierte er sich den Wunsch, dass die Hauptzeit, in welcher der Bus alle 15 Minuten fährt, verlängert wird. Keller betonte jedoch auch, dass nicht für jede Fahrt eine passgenaue Verbindung angeboten werden könne. „Da bin ich dann irgendwann im Taxiverkehr angelangt. Wir haben einen sehr engen Kostenrahmen. In dem machen wir, was möglich ist.“