Gegen das Gedränge und Geschubse: wenn es in München eng wird auf den S-Bahnsteigen, regelt zusätzliches Personal den Strom der ein- und aussteigenden Fahrgäste. In Stuttgart muss sich die drängende Masse selbst ordnen.

Stuttgart - Die rund elf Kilometer lange Stammstrecke der Münchner S-Bahn ist die am dichtesten befahrene Bahnstrecke in Europa. Stündlich verkehren zwischen Pasing und dem Ostbahnhof 30 S-Bahnen in jede Richtung, alle 120 Sekunden kommt ein Zug. „Bei täglich 800 000 Fahrgästen kommt es beim Ein- und Aussteigen auf jede Sekunde an“, sagt ein Bahn-Sprecher. Um die knappen Haltezeiten, die auf der von neun S-Bahn-Linien genutzten Stammstrecke zwischen 24 und 42 Sekunden liegen dürfen, einzuhalten, werden morgens und abends im Berufsverkehr an allen 13 Stationen jeweils zwei Mitarbeiter auf den Bahnsteigen eingesetzt.

 

Die Züge stehen zwischen 24 und 42 Sekunden am Bahnsteig

Dieser Einsatz des Aufsichtspersonals hat sich aus Münchner Sicht bewährt. Ohne diese Mitarbeiter könnten in den Stoßzeiten die Fahrpläne überhaupt nicht eingehalten werden. „Im Schnitt sparen wir bei jedem Halt zehn Sekunden ein“, sagt der Sprecher der Bahn. In Anbetracht der sehr dichten Zugfolge von zwei Minuten sei das ein erheblicher Zeitgewinn. Beispiel Haltestelle Isartor: aus einer verglasten Kanzel heraus haben zwei Stationschefs einen guten Überblick. Falls sich irgendwo auf dem Bahnsteig größere Pulks bilden, fordern sie die Fahrgäste freundlich auf, sich über den gesamten Bahnsteig zu verteilen, um rascher einsteigen zu können. „Fahrgäste, die offene Türen oder die Eingänge blockieren, werden auch mal direkt angesprochen und aufgefordert, sich bitte schön zu bewegen“, heißt es.

Wenn alle Personen eingestiegen sind, erhält der von der Einstiegskontrolle entlastete Lokführer von seinen Kollegen auf dem Bahnsteig sofort das Signal, alle Türen zu schließen. „Sie können dann von außen nicht mehr geöffnet werden“, erläutert der Sprecher. Unmittelbar darauf gebe es vom Bahnsteig aus das Zeichen zur Abfahrt.