Die S-Bahn-Fahrgäste in der Region Stuttgart mussten 2018 so viele Verspätungen in Kauf nehmen wie lange nicht mehr. Am Nachmittag und frühen Abend ist jede vierte S-Bahn verspätet.

Stuttgart - „Mit der Betriebsqualität sind wir überhaupt nicht zufrieden“, so kommentiert Jürgen Wurmthaler die S-Bahn-Bilanz für 2018. Er ist Regionaldirektor für Wirtschaft und Infrastruktur beim Verband Region Stuttgart, der die DB Regio mit dem S-Bahn-Verkehr beauftragt hat. Im vergangenen Jahr ging die 3-Minuten-Pünktlichkeit im Tagesdurchschnitt auf 86,8 Prozent zurück, 2017 waren 88,2 Prozent der S-Bahnen maximal drei Minuten verspätet. 2018 blieben 96,1 Prozent der Züge in der Sechs-Minuten-Verspätungsgrenze, im Jahr zuvor waren es 96,7 Prozent. Damit erreicht die S-Bahn erneut nicht die mit dem Auftraggeber Verband Region Stuttgart vereinbarten Zielwerte. Deshalb drohen wieder Strafzahlungen von mehr als einer Million Euro.

 

Deutliche Verschlechterung

Besonders deutlich sank die Pünktlichkeit in den Hauptverkehrszeiten im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr, wenn der Großteil der täglich rund 430 000 S-Bahn-Fahrgäste unterwegs ist. In dieser Zeit erreichten nur 78,3 Prozent der Bahnen mit weniger als drei Minuten Verspätung ihr Ziel, am Nachmittag und Abend fiel der Wert sogar unter 75 Prozent: Dann sind nur drei von vier Bahnen pünktlich.

Auch das Internetportal S-Bahnchaos.de, das Werte der DB Regio anhand des Echtzeitfahrplans auswertet, ermittelt eine deutliche Verschlechterung der Pünktlichkeit. Nur im Februar und im Mai seien leicht bessere Werte erzielt worden als im Vorjahr, in allen anderen Monaten sei die Pünktlichkeit gesunken. Besonders problematisch seien die Linien S 1, S 2 und S 3. Mit einer raschen Verbesserung wird nicht gerechnet. „Wir stehen vor einer langen Durststrecke“, sagte ein Bahn-Sprecher. Erst wenn Ende 2025 das Bahnprojekt Stuttgart 21 und die moderne Signaltechnik ETCS in Betrieb gingen, sei eine höhere Pünktlichkeit möglich.