Nach neun Monaten zieht der Verkehrs- und Tarifverbund (VVS) eine erste Bilanz der Tarifreform, die zum 1. April in Kraft trat: Sie sorgt für einen deutlichen Schub bei den Fahrgastzahlen.

Stuttgart - Die Weichen für einen neuen VVS-Fahrgastrekord im Jahr 2019 sind gestellt: Nach den ersten neun Monaten verzeichnet der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) 279 Millionen Fahrten – das sind sieben Millionen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2018. Der Neun-Monate-Zuwachs liegt bei 2,6 Prozent. Bundesweit nimmt die Zahl der Nutzer von Bussen und Bahnen im Nahverkehr kaum zu.

 

Hohes Plus

Nimmt man das Halbjahr seit April, als die Tarifzonenreform in Kraft trat, beträgt das Plus trotz eines demografisch bedingten Rückgangs bei den Schüler- und Studentenfahrkarten sogar 3,3 Prozent. Vor diesem Hintergrund versucht nach Informationen unserer Zeitung der VVS-Aufsichtsratschef, Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), doch noch eine Einigung auf eine Nullrunde zu erreichen: Land und Stadt wollen keine Tariferhöhung zum 1. April 2020, die Landräte halten eine Steigerung um 1,9 Prozent aus finanziellen Gründen dagegen für unausweichlich. Dabei geht es in erster Linie darum, wie eine Zusage des Landes, 33 Prozent des Einnahmeausfalls zu übernehmen, zu interpretieren ist: Fließt das Geld dauerhaft oder nur fünf Jahre?

Mehr Fahrten – weniger Einnahmen

Seit mehr als einem halben Jahr gibt es statt mehr als 50 Tarifzonen nur noch fünf Ringzonen im VVS-Netz, das die Stadt Stuttgart und die Kreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr umfasst. Ganz Stuttgart ist eine Zone. Daher sind viele Verbindungen vor allem in die Landeshauptstadt deutlich günstiger.

Die Zonenreform hat dann auch dazu geführt, dass der VVS trotz mehr Fahrten weniger Geld eingenommen hat. Mit 375 Millionen Euro blieb er rund 19 Millionen Euro unter dem Vorjahreszeitraum – ein Minus von 4,9 Prozent. Die öffentliche Hand, also Land, Stadt und Kreise, schießen deshalb dieses Jahr mindestens 30 Millionen Euro zu, in den künftigen Jahren bis 2025 pro Jahr 42 Millionen Euro. Auch wegen dieses zusätzlichen Zuschusses gibt es die Debatte darüber, ob die Kreise, die sich aus Umlagen von den Kommunen finanzieren, für die Einnahmeausfälle einer Nullrunde im kommenden Jahr weiteres Geld zur Verfügung stellen. Eine Nullrunde sei keine Frage des Wollens, betonten die Landräte, entscheidend sei die finanzielle Machbarkeit. Sie sehen das Land stärker in der Pflicht.