Bonus-Märkte eröffnen da, wo andere schließen. Das Konzept kann aufgehen – oder auch nicht. Dazu gibt es verschiedene Geschichten von der Filderebene zu erzählen. Drei ganz unterschiedliche Beispiele.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Wenn der letzte Supermarkt im Ort schließt, dann war’s das mit der Nahversorgung – oder aber der Bonus-Markt kommt. Was bereits an mehreren Orten so geschehen ist, passiert nun auch in Stetten auf der Weidacher Höhe. Der dortige Cap-Markt hat in den vergangenen Monaten arg gewackelt. Der Träger, die Filderwerkstatt, hatte mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen. Der Laden im Quartier stand auf der Kippe.

 

Nun ist klar: Aus dem kleinen Cap-Markt wird ein Bonus-Markt. Dahinter steht die SBR, oder lang: Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration. Knapp zwei Dutzend Märkte dieser Art betreibt die SBR in Württemberg und Bayern, vor allem aber in und um Stuttgart.

Während Cap-Märkte auch behinderten Menschen einen Arbeitsplatz geben, setzt die SBR auf Langzeitarbeitslose, die ansonsten chancenlos sind auf dem Markt. Den Großteil der Löhne zahlt die Arbeitsagentur. Die Märkte sind nicht gewinnorientiert, aber in die roten Zahlen sollten sie nicht rutschen. Doch dieser feine Unterschied genügt oft, dass Bonus in einem Stadtteil eine Nische für sich findet – und funktioniert. Mal besser und mal schlechter, wie drei Beispiele von der Filderebene zeigen.

Nach drei Jahren hat Bonus die Reißleine gezogen

In Birkach hatte die SBR Pech. Und das hatte eine gewisse Tragik. Denn sie hatte 2011 den Sozialladen an der Welfenstraße eröffnet, nachdem die Klagen im Ort einfach nicht verstummen wollten. Grund: Der Tengelmann hatte geschlossen. Also erbarmte sich die SBR, mochte man damals fast meinen. Schon nach knapp drei Jahren zog sie aber wieder die Reißleine und schloss. Die Konkurrenz zum nahen Penny, der seine Verkaufsfläche damals ausgebaut hat, war schlichtweg zu groß. „Es kann immer mal passieren, dass man mal daneben liegt“, sagt Manfred Kaul, der SBR-Geschäftsführer, über den Birkacher Fall.

Auf der Filderebene gibt es aktuell drei Bonus-Märkte: in Rohr, auf der Rohrer Höhe und in Büsnau. Über keinen kann sich Kaul derzeit beklagen. „Da kränkelt keiner“, sagt er. Trotzdem geht es auf und ab. So war vor Kurzem bekannt geworden, dass der Büsnauer Ableger durchaus schwere Zeiten hinter sich hat. Doch nun stimmen die Zahlen offenbar wieder. Kaul sagt, es sei ein klassisches Bild, dass ein Laden nach der Neueröffnung erst einmal einen guten Umsatz verzeichne, „dann sackt es wieder ab“. Doch ist die erste Durststrecke überstanden, stabilisiere sich die Lage in aller Regel.

Stuttgart-Hoffeld ist bisher ein Einzelfall

Im Degerlocher Stadtteil Hoffeld gab es auch lange einen Bonus-Markt. Und der lief sogar so gut, dass die SBR etwas ganz Neues ausprobierte. Im Jahr 2010 ist der Laden in einen Nahkauf umgewandelt worden. Es handelt sich dabei um ein Konzept von Rewe für kleine Quartiere. Die Betreiberin blieb die SBR, allerdings wird der Laden seither wirtschaftlich geführt. Hoffeld ist bisher ein Einzelfall.

Ob die Geschäfte auf der Weidacher Höhe in Stetten auch so gut gehen werden, kann Manfred Kaul natürlich nicht vorhersagen. Aber er rechnet sich durchaus einen gewissen Erfolg aus. „Was wäre das für ein Geschäftsmodell, wenn ich vier Märkte übernehme, um sie dann zu schließen?“, fragt er rhetorisch.