Der Bonus-Markt und die Postfiliale in Sommerrain schließen in wenigen Wochen. Der Stadtseniorenrat schlägt Alarm.

Bad Cannstatt - Werner Schüle ist entsetzt. Ende Januar wird der Bonus-Markt am Rosmarinweg 93 schließen. „Darüber bin ich total erschüttert. Wenn das die Runde im Stadtteil macht, wird der Aufschrei groß sein“, ist sich der Stadtseniorenrat und gebürtige Sommerrainer sicher. Viele ältere und alleinstehende Menschen seien von der Schließung betroffen. „Es gibt hier im Stadtteil dann nur noch einen Bäcker, sonst nichts“, betont Schüle. „Die Stadt ist in der Pflicht, dass die Bürger auch künftig die Möglichkeit haben, ihre Einkäufe fußläufig zu erledigen und dabei die schweren Taschen nicht ewig nach Hause schleppen müssen.“ Ohne den Bonus-Markt befinde sich der nächste Lebensmittelmarkt am anderen Ende des Stadtteils – auf Höhe des Edelweißweges an der Schmidener Straße. Dort haben die Discounter Aldi und Rewe eine Filiale.

 

Letztere habe den Ausschlag dafür gegeben, dass der gemeinnützige Bonus-Markt nach elf Jahren schließen werde, sagt Geschäftsführer Manfred Kaul. Und Vertriebsleiter Hans-Jürgen Beier ergänzt: „Durch Rewe sind uns die Umsätze weggebrochen. Unser Markt war an der Stelle nicht mehr zu halten.“ Man müsse die Konsequenzen ziehen, da am Ende des Jahres keine schwarze Null stehe. Ende Januar sei Schluss. Ende Februar müsse das Gebäude an den Eigentümer übergeben werden. Für die Mitarbeiter des Bonus-Marktes gebe es weiterhin Beschäftigungsfelder – zum Beispiel in den Märkten in Hofen oder Münster. „Die Gründe der Schließung sorgen aber nicht für böses Blut. Wir haben unsere Aufgabe der Nahversorgung erfüllt. Wir haben eine Lücke geschlossen, als es sie gab“, sagt Beier. Am 26. April dieses Jahres hat der Rewe-Markt eröffnet. „Der Markt entwickelt sich gut und weist bereits eine solide Stammkundschaft auf“, sagt Susanne Amann, Pressereferentin bei Rewe. Rund 20 000 Artikel gebe es in der Filiale.

Der Stadtseniorenrat Werner Schüle will auf die Stadträte zugehen

Während es bei Rewe gut läuft, sind die Umsatzzahlen beim Bonus-Markt zu schlecht, um weitermachen zu können. Wenn man sich die Zahlen ansehe, scheine es so, als würde man den Bonus-Markt nicht mehr so dringend benötigen, sagt Beier. Das sieht eine ältere Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, am Mittwoch am Rosmarinweg allerdings ganz anders: „Was soll ich jetzt bloß machen? Ich komme seit Jahren zu Fuß hier her. Ein Auto habe ich keines. Wo soll ich künftig bloß einkaufen“, sagt sie verzweifelt und den Tränen nahe.

Werner Schüle möchte nicht aufgeben und um einen Lebensmittelmarkt kämpfen. „Ich werde jetzt die Bezirks- und Stadträte scharf machen. Da muss sich etwas tun“, betont der Stadtseniorenrat. Ein kleinerer Lebensmittelmarkt, wie der Bonus light, der im Herbst kommenden Jahres als Pilotprojekt im Weilimdorfer Stadtteil Wolfbusch in Betrieb gehen soll, wäre für Schüle allerdings nicht die optimale Lösung, nur „der Mittelweg“. Selbst Manfred Kaul tritt diesbezüglich auf die Bremse: „Wir müssen in Wolfbusch nun erst einmal Erfahrungen sammeln. Vorher können wir über eine mögliche Ausweitung des Projekts überhaupt nichts sagen.“

Wie wichtig die Bonus-Märkte für die Landeshauptstadt grundsätzlich sind, betonte auch schon Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Diese Märkte übernähmen wichtige Aufgaben. „Es geht darum, dass die Versorgung mit Lebensmitteln auch ohne Auto möglich sein muss“, sagte er 2013 bei der Markteröffnung in Büsnau und erwähnte Bürger, deren Aktionsradius aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen eingeschränkt sei.

Es soll wieder eine Postfiliale in Sommerrain geben

Die Schließung des Bonus-Markts ist für die Sommerrainer allerdings nicht die einzige Hiobsbotschaft. Wenn Ende Januar die Türen am Rosmarinweg 93 zu bleiben, ist auch die Post-Filiale in diesem Gebäude Geschichte. Die CDU-Bezirksbeiratsfraktion hat schon reagiert und einen Antrag formuliert: Die Stadtverwaltung solle sich mit der Deutschen Post in Verbindung setzen, um im Stadtteil Sommerrain für Ersatz zu sorgen.

Auf Nachfrage unserer Zeitung betont der Pressesprecher der Post, Hugo Gimber, dass „wir im Stadtteil Sommerain wieder ein Filiale einrichten wollen. Die Vertriebsgebietsleitung Stuttgart wird in den nächsten Tagen mit der Suche nach einem neuen Standort beginnen.“ Von den gesetzlichen Vorgaben her sei man allerdings nicht verpflichtet, im Stadtteil Sommerrain eine Filiale zu betreiben, weil es mehrere Filialen in der näheren Umgebung gebe, so dass grundsätzlich für jeden Kunden auch nach der Schließung am Rosmarinweg 93 in weniger als 2000 Meter eine Filiale erreichbar wäre.