33 Jahre alt wird der Weiler Narrenbrunnen dieses Jahr. 20 davon hat der Renninger Künstler Gerhard Längerer daran gearbeitet.

Weil der Stadt - Wer ganz genau hinschaut, erkennt ungeheuer viele Einzelteile, zum Beispiel bei der Schelmenfigur. Etwa 50 Meter Rundkupfer – also Kupferdraht mit einem Durchmesser von drei bis fünf Millimetern – hat Gerhard Längerer allein für diese Lockenpracht verarbeitet. Stück für Stück hat er dazu die fünf bis 15 Zentimeter langen Stücke nach dem Erhitzen und Abschrecken in kaltem Wasser an der Spitze rundgeschmiedet, den Rest mit der Finne des Hammers breit gezogen und damit auch die Oberfläche strukturiert.

 

2005 arbeitet der Renninger Künstler Gerhard Längerer am Schelmen, der letzten Figur. Sein Meisterstück, der Weil der Städter Narrenbrunnen ist damit komplett. 1986 hatte Längerer begonnen, daher feiert der Brunnen in diesem Jahr einen närrischen Geburtstag: Er wird 33.

Am Anfang war man nicht begeistert

Michael Borger, der heutige Vorsitzende der Narrenzunft AHA, erinnert sich noch gut an damals. „Sowohl wir in der Zunft als auch die Bevölkerung waren zuerst nicht so richtig begeistert.“ Ein Narrenbrunnen für Weil der Stadt? Alle stellten sich einen altmodischen Brunnen vor mit vier Auslässen – so wie sie auch auf dem Marktplatz stehen. Die Zunft unter ihrem damaligen Vorstand Bruno Pfeffer und der damalige Bürgermeister Friedrich Knobloch hatten aber Blut geleckt. Gerhard Längerer schuf ein erstes Figurenmodell, eine Hexe, die noch heute auf dem höchsten Punkt des Brunnens steht.

Der Viehmarktplatz als Standort wurde schnell verworfen, der Speidelsberg sollte es schließlich sein. Weil sich dort damals Parkplätze befanden, waren auch Anwohner und Geschäftsleute dagegen.

Aber närrische Ideen setzen sich in Weil der Stadt eben dann doch durch, denn Längerers Konzept überzeugte. Kein statisches Gebilde sollte der Brunnen sein, sondern lebendig und geheimnisvoll. „Als etwas Allgegenwärtiges und doch sich ständig Veränderndes, als etwas Unerklärliches und doch Existentielles soll der Brunnen die Fasnet und deren Mythos darstellen“, erklärte der Künstler einmal.

Die 14 Figuren der Fasnet schuf er aus Kupfer und naturgetreu. Die Brunnenkonstruktion ist abstrakt, schmiegt sich aber dennoch in den historischen Platz ein. Ein fantasievolle Narrenbehausung steht über dem Brunnen, die jedoch unvollendet ist. Die Säulen tragen kein Dach, der Bogen steht im Raum, die Treppe beginnt irgendwo und endet im Unendlichen. „Die Narrenidee ist nicht in eine feste Form gesperrt“, folgert Längerer.

Auch 2019 noch eine kleine Baustelle

Zwanzig Jahre sollte es dauern, bis der Renninger sämtliche Figuren der Weiler Fasnet fertig hatte. Dennoch ist er auch 2019 noch eine kleine Baustelle. Denn das Wasser im Brunnen fließt allenfalls als Rinnsaal. „Wir sind im Gespräch mit der Stadtverwaltung“, berichtet Narrenchef Michael Borger. Weil zu wenig Waser fließt, bilden sich zu viele Algen. „Da sind aber Grabungsarbeiten notwendig, deshalb ist das eine aufwendige Reparatur.“ Borger ist optimistisch, dass es aber bald gelingt.

Dann wird Gerhard Längerers Lebenswerk wieder richtig fortgeführt. Im Dezember 2017 ist der Renninger Kunstschmied verstorben. „Wenn ein Künstler stirbt, dann lebt er in seinen Werken weiter“, hieß es im Nachruf. Ganz gewiss gilt das für den Narrenbrunnen, in den er viel Mühe und Liebe gesteckt hat. Allein ein Jahr brauchte er für den Schelm. Jetzt sitzt er gemütlich auf seinem Bänklein.

Wer sich dann traut, neben der Gestalt Platz zu nehmen, bereitet sich und anderen Vergnügen. Ganz unbeteiligt schaut der Schlawiner nach links in die Luft, als wolle er sagen: „Ich war’s nicht“, während sich der Zeigefinger der rechten Hand auf Achselhöhe des menschlichen Nebensitzers befindet, als würde er ihn kitzeln.