Beim Zunftmeisterempfang im Ratssaal lassen die Vertreter aller 71 Zünfte die Fasnet hochleben, während diverse Prominente wie OB Fritz Kuhn sich ein paar närrische Scharmützel gönnen.

Stuttgart - Von der „Spritz-Bar“, mit der die Mondwäscher den Ratssaal in der Nacht davor und bis in den Morgen hinein in eine närrische Party-Zone verwandelt hatten, war zwei Stunden vor Mittag nichts mehr zu sehen. Jetzt prägten die großen historischen Fahnen der Villinger Narrenzunft und des Kübelesmarkt Bad Cannstatt das Bild: Genau richtig für die Honoratioren und Funktionsträger der 71 Narrenzünfte, die sich hier vor dem „Großen Umzug“ zum „Zunftmeisterempfang“ versammelt hatten, den ein Teilnehmer als „Crème de la crème“ der Vereinigung Schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN) bezeichnete.

 

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Deren Präsident Roland Wehrle gab sich denn auch alle Mühe, die Versammlung mit einer Begrüßung in der Manier einer Büttenrede in närrischen Schwung zu bringen. Auch mit kleinen landsmannschaftlichen Stichelei, die der Badener einsetzte, um seine „gnadenlose Liebe für die Schwaben“ zu betonen. Dass Cannstatt jetzt das „Mekka der Narren“ sei, dafür gebühre dem Kübelesmarkt Dank für die „grandiose Vorbereitung und Betreuung“.

Viel Lob für die Organisation durch den Kübelesmarkt

Das war natürlich Musik in den Ohren von Ober-Kübler Steffen Kauderer, der unterstrich, dass man „in den drei Jahren Vorbereitung alles getan“ habe, „um ein guter Gastgeber zu sein“. Das Sicherheitskonzept etwa habe das Zeug zum Exportschlager für in Folgejahren anderswo stattfindende Narrentreffen. So freute er sich über das „friedliche Treffen tausender Narren“, und weil Oberbürgermeister Fritz Kuhn bei der Gelegenheit den Weg nach Cannstatt gefunden hatte, enthüllte Kauderer die Stadtfahne. Freilich nur, um sie postwendend mit der Kübler-Fahne zu überdecken.

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Dann lieferte er sich ein Scharmützel mit dem Hohen und Grobgünstigen Narrengericht zu Stocken und Beklagten aus Konstanz, die noch eine uralte Schuld mit Brot und Wein zu begleichen hätten, was diese auch teils zu tun gedachten. Sogar mit frischem Brot, also solchem „vom vergangenen Dienstag“. Im Gegenschlag forderten sie den Ersatz von Reisekosten ein, höhnten die Neckarstadt als „Feinstaub-Metropole“, was den Konstanzern, die den Klimanotstand ausgerufen haben, prompt auf die Füße fiel: Als Geschenk gab es ein Fahrrad mit in Ofenrohr-Bronze bemalten Reifen. Und mit dem sollen sie nun die schlappen 163 Kilometer Heimreise bewältigen.

Ob Kuhn beteiligt sich am Schabernack

Das Hallo über solchen Schabernack war groß, und auch OB Kuhn beteiligte sich daran. Spielte mit „Badensern“ und „Schwobaseckeln“, erklärte den Feinstaub für besiegt, pries auch das Kulturgut Fasnet: „Sie ist etwas Besonderes in Baden-Württemberg. Wer sieht, wie sich die Narren hier treffen und miteinander feiern, der weiß, was die Fasnet wert ist.“ Im übrigen bräuchten wir „Traditionen auch, um den allgemeinen Wandel auszuhalten. Und zu diesem Wertvollen gehört die schwäbisch-alemannische Fasnacht“, befand Kuhn.

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Dafür gab es vom „Trotzblech“ von der Galerie herunter „was auf die Ohren“, worauf ein Ausblick in die Zukunft gewagt und „Fridays for Fasnet“ vorausgesagt wurden. Sauerwasser-Schultes „Max“ Löffler unterstrich, gewohnt knackig gereimt, dass „jeder sich gott’s-allmächtig“ freue, was Thomas Joachim von der Narrenzunft Empfingen auf das Zunftmeistertreffen zuschnitt: „Dass man singt und lacht und feiert und sich wiedersieht in unserer großen Narrenschar“. Entsprechend ließen Präsidenten, Zunftmeister, Vertreter von acht Narren-Landschaften, Ehrennarren und „alle drum und dran“ (Joachim) die Fasnet hochleben, bis sie dann ziemlich schnell zum Umzug aufbrechen mussten.