Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Vor vier Jahren in Peking hatte Dirk Nowitzki die deutsche Fahne getragen – und just das hatte durchaus Gesprächsstoff geliefert. Nicht wegen Nowitzki als Person, der geradezu der Protyp des vorbildhaften Sportlers ist, sondern weil es ein Bruch mit einer Tradition gewesen ist. Olympische Spiele sind die Plattform der kleinen Sportarten, die Bühne für all jene, die in den vier Jahren zwischen den Spielen darunter zu leiden haben, dass die großen Sparten wie allen voran der Fußball dominieren. Der Basketballer präsentierte sich in Peking als herausragender Athlet und würdiger Fahnenträger, aber der eine oder andere war eben etwas irritiert. Mit Dirk Nowitzki entschied sich die deutsche Delegation damals für einen der größten Stars des deutschen Sports, einen Global Player, der mit der Lebenswirklichkeit der meisten deutschen Starter nicht viel zu tun hat und das Rampenlicht ganzjährig gebucht hat.

 

Es waren wie immer viele Namen in der Verlosung bei „Deutschland sucht den Fahnenträger“. Der Tischtennisspieler Timo Boll etwa oder die Turnerin Anna Dogonadze wurden vorgeschlagen, und vor allem Ralf Schumann: Der Sportschütze ist zum siebten Mal bei Olympischen Spielen dabei, dreimal hat er bereits Gold gewonnen. In Peking wurde er gehandelt, in London wieder – und wieder ist er es nicht geworden. „Er ist kein Verlierer“, sagt Vesper. „Es ist keine Entscheidung gegen jemanden, sondern für Natascha Keller.“

Keine Basisdemokratie

Anders als zum Beispiel in Großbritannien wird der Fahnenträger von der Delegationsleitung bestimmt, beim Gastgeber haben die Athleten gewählt. Präsidialdemokratie gegen Basisdemokratie. „Wir haben immer gute Ergebnisse damit erzielt“, sagt Vesper, das Verfahren sei mit der Athletenkommission abgestimmt. „Es ist bisher keine Änderung vorgesehen.“