Nach dem Spiel gegen Schweden wird Joachim Löw seinen Vertrag verlängern. Ob er auch nach der WM Bundestrainer bleibt, steht auf einem anderen Blatt.

Köln - Zur Belohnung gab es ein Fässchen Kölsch und zwei freie Tage. Das ganze Wochenende über durften die deutschen Fußball-Nationalspieler tun und lassen, was sie wollten, nachdem sie mit dem 3:0-Sieg am Freitagabend gegen Irland die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien schon vor dem letzten Spiel sichergestellt hatten. Sie ließen sich nicht zweimal bitten – der lange Innenverteidiger Per Mertesacker etwa soll bei der anschließenden Party in einem Kölner Szeneclub trotz schwerer Beine sogar auf den Tischen getanzt haben.

 

Bei einer Flasche Rotwein im Kreise seiner Vertrauten beließ es der Bundestrainer Joachim Löw – weitergehende Feierlichkeiten mochte sich der Bundestrainer vor dem bedeutungslos gewordenen Gruppenfinale am Dienstag in Schweden (20.45 Uhr/ZDF) nicht erlauben. Schließlich bedeutet die wie üblich souveräne Qualifikation nicht viel mehr als eine Selbstverständlichkeit. Das eigentliche Ziel ist ein anderes und wird vom DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach so formuliert: „Wir wollen möglichst den Pokal in der Hand halten.“ Bis dahin aber gibt es noch viel zu tun.

Das nächste Häkchen auf der Agenda wird Löw voraussichtlich noch diese Woche machen und seinen nach der WM auslaufenden Vertrag bis 2016 verlängern. Für Freitag haben sich die Parteien zur nächsten Gesprächsrunde verabredet – niemand zweifelt ernsthaft daran, dass sie zu einer Einigung führt. Er sei „gerne bereit, es nochmal zwei Jahre zu machen“, sagt Löw, „wir haben eine tolle Mannschaft, die noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten ist.“

Allerdings erfüllt die Vertragsverlängerung vor allem einen Zweck: Sie soll dem Verband und dem Bundestrainer in den Monaten vor und vor allem während dem Turnier in Brasilien Ruhe verschaffen. In unschöner Erinnerung ist allen Beteiligten in dieser Hinsicht die WM 2010 in Südafrika geblieben. Damals waren die Verhandlungen im Vorfeld krachend gescheitert – die ungeklärte Zukunft des Bundestrainers wurde im Laufe des Turniers zum Dauerthema. Vier Jahre zuvor musste auch Jürgen Klinsmann viele lästige Fragen unbeantwortet lassen, ehe er wenige Tage nach dem dritten Platz bei der Heim-WM 2006 seinen Rücktritt verkündete.

In Brasilien sieht Löw zu viele andere Beschwerlichkeiten wie das Klima oder die langen Reisen auf sich zukommen, als dass er sich auch noch mit seiner Zukunft auseinander setzen will. Daher soll das Thema frühzeitig vom Tisch. Dass der 53-Jährige den neuen Vertrag dann auch tatsächlich erfüllen wird, gilt freilich als eher unwahrscheinlich, allen Beteuerungen zum Trotz.

Im Falle des ganz großen Triumphs, des Titelgewinns im Lande des fünfmaligen Weltmeisters, dürfte er es Franz Beckenbauer gleichtun und am Höhepunkt abtreten. Bleibt die Mission erfolglos, weiß der Bundestrainer selbst, dass Fußball-Deutschland nach dann 18 titellosen Jahren – darunter acht unter Löw – nach einem neuen Mann rufen dürfte. Als möglicher Nachfolger macht schon jetzt immer wieder der Name Jupp Heynckes die Runde. „Da sind wir nicht blauäugig“, sagt Löw: „Wenn man so ausscheidet wie Holland bei der letzten EM und nach der Vorrunde nach Hause fährt, dann sind wir uns wohl alle im Klaren darüber, dass es eine Veränderung geben muss – von meiner Seite aus und von der Verbandsseite.“ Sein Team war bei jenem Turnier in Polen und der Ukraine zwar bis in das Halbfinale vorgedrungen. Trotzdem wurde Löw nach dem 1:2 gegen Italien heftigst kritisiert und für das Ausscheiden verantwortlich gemacht. Nun wird nichts anderes als der Titel erwartet. Mit einiger Sicherheit wird das zu schließende Vertragswerk also auch die eine oder andere Ausstiegsklausel enthalten.

Fest steht schon jetzt, dass sich das Team um den Bundestrainer herum nach der WM verändern wird. Als ausgemachte Sache gilt es, dass der Assistenzcoach Hansi Flick vom nächsten Sommer an den Posten des DFB-Sportdirektors übernimmt. Er wird Nachfolger von Robin Dutt, der zum Ärger des Verbands zu Beginn dieser Saison als Trainer zu Werder Bremen ging.

Auch Oliver Bierhoffs Verbleib in der Nationalmannschaft ist ungewiss. Der Manager hat in der Vergangenheit schon öfter laut darüber nachgedacht, in den Clubfußball zu wechseln. Nun könnte er ernst machen, denn die TSG 1899 Hoffenheim ist offenbar brennend daran interessiert, ihn als Vereinschef zu gewinnen. Das wäre zwar nicht die ganz große Bühne, auf der sich Bierhoff sieht – doch würde immerhin das Geld von Dietmar Hopp sehr großzügige Gestaltungsmöglichkeiten sicherstellen.

Bierhoff soll nicht abgeneigt sein – was wenig daran ändern wird, dass auch der Nationalmannschaftsmanager in Kürze seinen Vertrag beim DFB verlängert.