Wildwachsend und streng geschützt: Das Verschwinden Tausender Orchideen-Knollen aus einem Naturschutzgebiet sorgte im Mai für Aufsehen. Waren es Wildschweine oder Menschen - oder beide „Tätergruppen“? Die Einschätzungen gehen auseinander.

Kappel-Grafenhausen - Wer ist verantwortlich für das Verschwinden Tausender Orchideen-Knollen aus dem aus dem Naturschutzgebiet Taubergießen? Die Polizei teilte am Dienstag mit, die Ermittlungen seien fortgeschritten, mehrere Indizien deuteten auf Wildschweine hin. Der Offenburger Biologe Dietmar Keil hingegen geht von zwei Tätergruppen aus. Bei der Großausgrabung auf den Orchideenwiesen komme nur der Mensch infrage, sagte er.

 

Es sei jeweils nur eine Orchideenart massenweise ausgegraben worden. „Das waren etwa 3000 Exemplare. Andere ebenfalls dort blühende Orchideenarten blieben verschont.“ Wildschweine fallen aus seiner Sicht damit dort als Täter aus, da diese die Knollen nicht unterscheiden könnten. Die Ausgrabungen von Knollen am sogenannten Tulla-Damm hingegen seien sicher auf die Paarhufer zurückzuführen.

Verschwinden sorgte für Aufsehen

Die Polizei hatte zuvor mitgeteilt, dass sich keine konkrete Spur ergeben habe, die darauf hindeute, dass Menschen die Tat begangen hätten. Zwischenzeitlich vier mit dem Fall betraute Ermittler seien mehr als 30 Hinweisen nachgegangen. Das betroffene Gebiet sei mehrmals überwacht worden. Dort, wo die Paarhufer nachts gesichtet worden waren, fanden die Ermittler demnach auch ausgegrabene Knollen. Außerdem konnten DNA-Spuren von einem der ausgehobenen Löcher dem Wildtier zugeordnet werden.

Das Verschwinden der seltenen Pflanzen hatte im Mai für Aufsehen gesorgt. Die Ermittler gingen zunächst davon aus, dass Unbekannte bei Kappel-Grafenhausen (Ortenaukreis) auf einer Fläche von mehreren Hektar rund 3000 der wildwachsenden und streng geschützten Orchideen systematisch ausgegraben haben. Die seltenen Pflanzen haben laut Polizei insgesamt einen Wert von bis zu 250 000 Euro. Die Ermittler nahmen daher an, dass die Knollen weiterverkauft werden sollten. Sie sprach damals von einer nie da gewesenen Umweltstraftat.