Ein früherer Leiharbeiter des Mercedes-Werks in Rastatt hatte "deutlich über 2000" Navigationsgeräte im Wert von rund 1,5 Millionen Euro gestohlen, nun wurde der 29-Jährige zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Baden-Baden - Ein früherer Leiharbeiter des Mercedes-Werks in Rastatt ist wegen Navi-Diebstählen im Millionenwert zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Das Landgericht Baden-Baden sah es am Freitag als erwiesen an, dass der 29-Jährige „deutlich über 2000“ Navigationsgeräte im Verkaufswert von rund 1,5 Millionen Euro gestohlen und im Internet verkauft hat. Beim Weiterverkauf nahm der gelernte Kfz-Mechatroniker 260 000 Euro ein. Das Gericht sah Diebstahl in mindestens 50 Fällen als erwiesen an, wertete aber mildernd die Reue und das Geständnis des Angeklagten. Seine 23-jährige, der Beihilfe angeklagte hochschwangere Frau kam mit einer Geldstrafe von 1200 Euro davon (Az.: 2 Kls 203 Js 7652/14).

 

Der Mann hatte zunächst nur wenige Navis geklaut, dann aber in Rucksäcken immer mehr Geräte abtransportiert - aus einem Drehkreuz des Werksgeländes, an dem kein Pförtner saß. Die Taten passierten zwischen Oktober 2012 und Juli 2014. Das Gericht bescheinigte dem Mann „hohe kriminelle Energie“ und ein „gewisses Maß an Skrupellosigkeit“. Auch wenn der Arbeitgeber ihm es „möglicherweise leicht gemacht haben mag“, seien die Diebstähle ein großer Vertrauensbruch gewesen. „Der Angeklagte hat wirklich geklaut wie ein Rabe.“

Seine Frau war der Beihilfe angeklagt, weil sie ihn an fünf Tagen abgeholt hatte. Das Ehepaar hat die Taten gestanden, sich entschuldigt und Daimler schon einen großen Teil der vom Unternehmen geforderten 215 000 Euro zurückbezahlt. Die Anklage hatte eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und vier Monaten gefordert. Die Verteidigung hatte auf eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren plädiert. Sie verwies darauf, dass es dem Angeklagten ehrlich leid tue und er um Wiedergutmachung bemüht sei. Zudem sei es dem 29-Jährigen „einfach“ gemacht worden, die Navigationsgeräte mitgehen zu lassen.

Vor Gericht zeigte das Ehepaar Reue

Vor Gericht zeigte das Ehepaar Reue. „Es tut mir wirklich furchtbar leid. Ich bitte um Vergebung“, sagte der Angeklagte. Auch seine Frau entschuldigte sich und fügte hinzu, dass beide den Schaden wieder gutmachen werden.

Das Paar hat Daimler ein Schuldanerkenntnis unterschrieben und mit dem Unternehmen eine Vereinbarung zur Rückzahlung von 215 000 Euro getroffen. 180 000 Euro, die aus der Navi-Beute in einem Banktresor waren, haben die beiden laut Anwalt Mathias Albrecht schon zurückgegeben, außerdem haben sie seit vergangenen Sommer Raten an Daimler bezahlt. Offen sind Albrecht zufolge jetzt noch 20 000 Euro.

Er hatte an das Gericht appelliert, der jungen Familie eine Chance zu geben. Der werdende Vater habe ein „vorbildhaftes Nach-Tat-Verhalten“ gezeigt. Ausgangspunkt für dessen Diebstähle seien Schulden in Höhe von 14 000 Euro gewesen. Als er gesehen habe, wie leicht er sich in dem Autowerk viel Geld habe verschaffen können, sei er überrascht und auch „überfordert“ gewesen.

Der Sicherheitsbeauftragte des Rastatter Mercedes-Werkes hatte zuvor bei Gericht den langen Weg vom Bemerken der Diebstahlserie bis zum Handeln beschrieben und sich gewundert: „Ich weiß auch nicht, warum es erst so spät auffiel.“ Zugleich bescheinigte er dem Angeklagten eine so „hohe kriminelle Energie“, wie er sie noch nie erlebt habe.

Ihm zufolge wurde er im Februar 2014 von der Logistik über eine „auffällige Bestandsdifferenz“ informiert. Er habe relativ schnell den Ort des Schwunds ausgemacht. Der Fall lief dann aber über die Stuttgarter Zentrale. Ende April genehmigte der Betriebsrat die Videoüberwachung, am 10. Mai wurde der verdächtige Hallenteil erstmals per Kamera überwacht. Am 19. Mai wurde ein auffälliges Verhalten des Angeklagten beobachtet - am 7. Juli wurde der Navi-Dieb festgenommen.