Der Ärger über den Nazi-Vergleich von FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke ist immer noch groß. jetzt haben die betroffenen Staatssekretäre einen Brief geschrieben.

Stuttgart - Weil FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke eine Entschuldigung für seinen “Volkssturm“-Vergleich ablehnt, haben ihm nun auch die betroffenen Staatssekretäre einen Brief geschrieben. „Ihre respektlose Formulierung „Staatssekretärs-Volkssturm“ empört uns und hat uns tief in unserer Würde und Ehre verletzt“, schrieben die beiden Staatssekretäre im Innenministerium, Julian Würtenberger (64) und Wilfried Klenk (62) am Freitag. „Die Verbindung unserer Personen zum Volkssturm als einer Formation der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft (Adolf Hitlers letztes Aufgebot) herzustellen, das ist beleidigend und wird auch von unseren Familien als inakzeptable Kränkung empfunden.“

 

Der FDP-Politiker hatte sich vor einer Woche im Landtag darüber mokiert, dass im Innenministerium alle Staatssekretäre zurückgeholte Rentner seien. Minister Thomas Strobl (CDU) finde sonst niemanden. „Deshalb ist es notwendig, im Innenministerium eine Art Staatssekretärs-Volkssturm auf die Beine zu stellen“, sagte Rülke. Bei Grünen und CDU sorgte das für Empörung. Landtagspräsidentin Muhterem Aras rügte den FDP-Mann daraufhin. Rülke lehnt jedoch eine Entschuldigung ab und zieht sich darauf zurück, dass der Begriff „Volkssturm“ schon während der Französischen Revolution verwendet worden sei, etwa beim Sturm auf die Bastille in Paris im Jahr 1789.

Klenk und Würtenberger zeigten sich „zutiefst davon enttäuscht, dass Sie seit mehr als einer Woche nicht die menschliche Größe aufbringen, sich für Ihre völlig unangemessene Wortwahl persönlich bei uns und auch öffentlich im Landtag zu entschuldigen.“ Abschließend schreiben die beiden Staatssekretäre: „Ihren hanebüchenen Versuch, Ihre geschichtsvergessene Wortwahl mit dem Sturm auf die Bastille in Verbindung zu bringen und damit von Ihrem altersdiskriminierenden Anliegen abzulenken, uns als letztes Aufgebot von „Rentnern“ zu diffamieren, können wir nur als weitere Provokation empfinden.“