Krankmachendes Mitbringsel: Als der Mensch nach Europa und Asien kam, brachte er wahrscheinlich Infektionskrankheiten mit in die neue Heimat – zum Leidwesen seiner Verwandten, der Neandertaler.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Auf der Erde lebt heute nur noch eine Menschenart, zu der wir alle gehören: der „Homo sapiens“ (lateinisch der weise Mensch). Aber viele Tausend Jahre lang lebte in Europa und im vorderen Teil von Asien eine ganz anderes Exemplar: „Homo neanderthalensis – der Neandertaler. 1856 wurden in einem Tal bei Düsseldorf Knochenreste von ihm gefunden. Sie verraten viel über ihn und seine Lebensweise: Der Neandertaler war sehr kräftig und hatte stärkere Knochen als wir. Er war kleiner und bastelte sich schon Waffen für die Jagd. Vielleicht konnte er sogar sprechen.

 

Auf den Homo sapiens folgte der Tod

Später kam dann auch der „Homo sapiens“ nach Europa und Vorderasien. Einige tausend Jahre lebten beide in den gleichen Gegenden, vermutlich begegneten sie sich. Aber was passierte dann? Haben sie miteinander gesprochen, einander bekämpft oder sich vielleicht sogar gepaart? Heute glauben Forscher: Es gab damals tatsächlich gemeinsame Kinder von Neandertalern und modernen Menschen. Sie vermuten sogar, dass die allermeisten Menschen Erbgut von Neandertalern in sich tragen. Die Neandertaler starben vor etwa 30 000 Jahren aus.

Nun wollen britische Wissenschaftler den Grund für ihr Ende gefunden haben. Bakterien und Viren, die vor Zehntausenden Jahren vom Homo sapiens von Afrika nach Europa mitgebracht wurden, sollen zum endgültigen Ableben des „Homo neanderthalensis“ maßgeblich beigetragen haben. Diesen Schluss ziehen Forscher der Universitäten Cambridge und Oxford Brookes aus den genetischen Untersuchungen mehrerer Krankheitserreger. Ihre Studie erschien in der Fachzeitschrift „American Journal of Physical Anthropology“.

Magenbakterium als Todesursache

Danach hatte das Bakterium Helicobacter pylori, bis heute die Ursache vieler Magengeschwüre, bereits vor 88 000 bis 116 000 Jahren den modernen Menschen in Afrika infiziert. Es sei dann vor rund 52 000 Jahren mit Homo sapiens nach Europa gelangt, glauben Charlotte Houldcroft und ihre Kollegen. Dort dürften die Einwanderer aus Afrika ihre über Europa verstreuten Vettern unter anderem beim Geschlechtsverkehr zwischen den beiden Homo-Arten infiziert haben. Einige Jahrtausende später, vor etwa 30 000, verschwanden die Neandertaler aus bisher ungeklärter Ursache.

Außer dem Magenkeim Helicobacter pylori dürften ihnen auch der Bandwurm, der Tuberkulose-Erreger und das Herpes-Virus zum Verhängnis geworden sein, vermuten die Forscher. Sie fanden das Herpes simplex Virus in Genanalysen von Knochenresten einer bisher unbekannten Homini-Art, die vor etwa 1,6 Millionen Jahren in Afrika zu Hause war, heißt es in dem Journal.