Reiterhof, Quelle, Äcker – es gibt viele Gründe, warum eine 28 Kilometer lange Gaspipeline eine Kommune stören kann. Im Falle der Neckarenzttalleitung ist die Trasse beschlossen. Die Kommunen bemühen sich deswegen jetzt um Schadensbegrenzung.

Oberriexingen - Ich bin Realist genug, um zu wissen, wie das bei Planfeststellungsverfahren läuft“, sagt Frank Wittendorfer. Er ist Bürgermeister von Oberriexingen – jener Kommune, die von der geplanten Gaspipeline quer durch den Landkreis am meisten betroffen sein wird.

 

„Einschneidend“ nennt er die Auswirkungen des Großprojekts auf seine kleine Stadt: 28 Kilometer lang, in 1,2 Meter Tiefe soll die geplante Neckarenztalleitung einen Ringschluss zwischen der Kraichgauleitung bei Heilbronn und der Schwabenleitung bei Pforzheim schaffen. Bauherr ist die Terranets BW, eine Tochter der EnBw und Betreiberin der Erdgashochdruckleitungen in Baden-Württemberg. Das Ziel ist eine bessere Versorgungssicherheit. Gesamtkosten: rund 50 Millionen Euro. Bereits im Herbst sollen die ersten Baumaßnahmen starten, im kommenden Jahr soll die Erdgasleitung dann in Betrieb gehen.

Oberriexingen, die Kommune im Enztal, hat es bei der Wahl der Trasse am schlechtesten erwischt: Die Leitung soll einmal quer über die Gemarkung verlaufen. Daran kann Wittendorfer nichts mehr ändern: Das Raumordnungsverfahren des Regierungspräsidiums Stuttgart hatte Ende 2018 diese Variante als die „raumordnerisch günstigste“ zum Ergebnis. Zuvor hatte jede betroffene Kommune Gründe genannt, warum die Trasse nicht über ihre Gemarkung führen sollte: Wasserschutzgebiete, Biotope und Naturdenkmäler. Wittendorfers Vorgänger in Oberriexingen, Werner Somlai, sagte damals: „Jeder will das Gas, aber keiner eine Leitung.“

Oberriexingen will nicht der Verhinderer sein

Am Ende wurde es jene Variante, die Oberriexingen nicht haben wollte – und jetzt muss Wittendorfer das Beste draus machen, sprich: Schadenbegrenzung. „Wir sind nicht begeistert, aber wir erkennen die Notwendigkeit“, sagt er. In einer Stellungnahme hat der Oberriexinger Gemeinderat in dieser Woche dem Regierungspräsidium mitgeteilt, wo der Schuh drückt: Die Trasse führe zum Teil quer über Äcker, sie liege außerdem zu nah am Aussiedlerhof Römerhof. Zudem kreuze die Trasse wichtige Wasserversorgungsleitungen. Insgesamt sei man aber an einer „zügigen Umsetzung“ der Neckarenztalleitung interessiert, heißt es in der Vorlage. „Wir wollen nicht die Verhinderer sein“, sagt Wittendorfer.

So sehen es auch andere Kommunen, durch die die Trasse läuft. Sachsenheim beispielsweise fühlte sich nur so marginal betroffen, dass man gar nicht erst eine Stellungnahme abgegeben hat. Und Vaihingen/Enz freut sich, dass die Raumordnungsbehörde in Bezug auf die Trassenwahl „der gleichen Ansicht war wie wir“, sagt der Oberbürgermeister Gerd Maisch.

Auch Markgröningen hat Bedenken

Nur eine Kommune hat noch größere Bedenken – dabei führt die geplante Trasse gar nicht über ihre Gemarkung. Markgröningen hat Sorge, dass die Zuführung von Wasser aus der Entenquelle in den Teilort Unterriexingen beeinträchtigt werden kann. Die Entenquelle liegt aber gar nicht auf der Gemarkung der Stadt, sondern auf Sachsenheimer Gemarkung, knapp an der Grenze zu Markgröningen. „Da müssen die sich was einfallen lassen“, sagt der Bürgermeister Rudolf Kürner.

Die Eingabefrist für Bürger und Kommunen im Planfeststellungsverfahren ist am Freitag abgelaufen. Das Regierungspräsidium Stuttgart wird nun alle Stellungnahmen sammeln, prüfen und dann an Terranets weiterleiten, die ebenfalls noch mal prüfen. Der Baubeginn im Herbst sei immer noch das Ziel, so die Terranets-Sprecherin Rebecca Penno. Zur Markgröninger Sorge um die Wasserversorgung sagt sie: „Wir gehen da wie bei allen Kreuzungen mit größter Sorgfalt vor.“