Einfach mal aufs Boot, statt in Bus oder Bahn steigen? Eine schöne Vorstellung, findet Arndt Bareth aus Untertürkheim. Tatsächlich gab es vor Jahrzehnten schon einmal Linienboote auf dem Neckar. Die Reaktivierung der Fährverbindung scheint jedoch schwierig bis unmöglich.

Bad Cannstatt - Von Plochingen aus morgens mit der Fähre über den Neckar bis nach Bad Cannstatt zur Arbeit und abends wieder zurück fahren, aus Stuttgart mit dem Schiff auf den Esslinger Weihnachtsmarkt fahren oder von Bad Cannstatt in die Besenwirtschaft: Das ist Arndt Bareths Traum vom entspannten Reisen. „Eine Fährverbindung zwischen Stuttgart und Plochingen wäre außerdem eine Attraktion für Touristen“, glaubt der Untertürkheimer. Nirgendwo lasse sich besser der Transport mit dem Naturerlebnis verbinden als auf dem Fluss.

 

Bareth weiß, wovon er spricht: Den Neckar kennt er aus seiner aktiven Zeit beim Ruderverein gut und schätzt die Ruhe auf dem Wasser, die er vor allem zwischen dem Berger Steg und der Wilhelma im Boot immer wieder genießt.

In Sidney wiederum hat er das Schiff als Transportmittel im Alltag kennen und lieben gelernt: „Dort gibt es viele kleine Buchten, die von kleinen Fähren angesteuert werden“, sagt Bareth, der ein halbes Jahr lang in der australischen Stadt gelebt und gearbeitet hat. Natürlich sei Stuttgart nicht Sidney. Und doch glaubt er, dass der Neckar Potenzial bietet, das bisher nicht ausgeschöpft wird.

Umweltfreundliches Fortbewegungsmittel

„Man könnte zum Beispiel das VVS Ticket einfach auch für die Fährverbindung geltend machen“, lautet sein Vorschlag, um möglichst viele Menschen aufs Schiff zu kriegen. Idealerweise löse man am Ticketautomat des VVS (Verkehrsverbund Stuttgart) ein Ticket, beispielsweise von der Wilhelma nach Esslingen und könne dann entweder mit U-Bahn und S-Bahn fahren oder einfach die Fähre nehmen. 13 Anlegestellen gibt es in Bareths Fantasie: Hofen, Max-Eyth-See, Münster, Wilhelmatheater, Bad Cannstatt Viadukt, Gaskessel/Wasen/ Mercedes Welt/Porschearena, Untertürkheim/Wangen/Inselbad, Hedelfingen/ Obertürkheim, Mettingen, Esslingen, Oberesslingen/Tierpark, Deizisau, Plochingen.

Die Vorteile einer Fährverbindung liegen für Bareth klar auf der Hand: So rücke nicht nur der Fluss mehr ins Bewusstsein, sondern auch die Umwelt: Ausgestattet mit einem umweltfreundlichen Antrieb wie Erdgas oder einem Elektroantrieb könne die Fähre dazu beitragen, weniger Autos auf den Straßen zu haben und die Bahnen entlasten. Nicht zuletzt könnten neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Auch Walter Braun, der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts, ist von der Idee grundsätzlich angetan, vor allem weil es bisher nur eine tägliche Linienverbindung per Schiff von Cannstatt nach Marbach gibt, während die Richtung Plochingen nicht bedient wird.

Realisierung ist schwierig bis unmöglich

Eine Realisierung hält er nichtsdestotrotz für schwierig bis unmöglich: „Meine Verwaltung betreibt keine Schifffahrt, sondern ist für die verkehrliche Infrastruktur als Baulastträger und als Genehmigungsbehörde an der Bundeswasserstraße zuständig“, erklärt Braun. Für die Umsetzung des Projektes müsste also ein Betreiber gesucht und gefunden werden – als rein privates Modell wie die Neckarpersonenschifffahrt oder aus dem öffentlichen Nahverkehr.

Eine weitere Schwierigkeit liegt laut Braun in der Strecke von Hofen bis Plochingen. „Auf 26 Kilometern sind dabei sechs Staustufen zu durchfahren“, sagt Braun. Einschließlich kalkulierter Ein- und Ausstiegszeiten unterwegs würden dafür rund fünf Stunden Fahrzeit benötigt, selbst wenn das Wasser- und Schifffahrtsamt der Fähre Schleusenvorrang einräume. Als reines Fortbewegungsmittel sei die Fähre deshalb wohl aus Brauns Sicht nicht interessant – die Fahrt würde seiner Ansicht nach für den Weg zur Arbeit oder zum Weihnachtsmarkt schlicht zu lange dauern. „Bei einer Abfahrt in Hofen um 7 Uhr würde Plochingen erst um 12 Uhr erreicht“, so Braun. Nicht zuletzt wäre es eine relativ teure Art der Fortbewegung: Mit Preisen zwischen 20 und 25 Euro pro Person und Fahrstrecke müsste nach Einschätzung Brauns gerechnet werden.

Ganz neu ist die Idee einer Neckar-Fähre übrigens nicht: „Von 1935 bis 1942 verkehrten Linien-Boote zwischen der Wilhelmsbrücke und dem Max-Eyth-See“, erzählt der Cannstatt-Kenner Hans Betsch.