Auch wenn Negativzinsen für Privatkunden auf breiter Front noch auf sich warten lassen, die Gebühren werden steigen. Da können Sparer nicht ausweichen, meint Sabine Marquard

Stuttgart - So lange ist es noch nicht her, dass Sparkassen Kunden lockten mit den sogenannten Prämiensparverträgen. Die Kunden sollten möglichst viele Einlagen bringen und sich möglichst lange an eine Sparkasse binden. Heute haben sich die Verhältnisse um 180 Grad gedreht. Seit die Europäische Zentralbank von Banken Minuszinsen nimmt, für Geld, das diese dort kurzfristig parken, ist Geld zur heißen Kartoffel geworden, wie der Präsident der baden-württembergischen Sparkassen sagt. Das hat zur Folge, dass Sparkassen inzwischen Kunden fürchten, die große Einlagen mitbringen. Denn die Einlagen wachsen schneller als die Kredite, die die Sparkassen an ihre Kunden ausreichen.

 

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Wie geht es weiter? Werden Negativzinsen jetzt bald für alle Privatkunden die Folge sein? Dieser Frage müssen sich Banken und Sparkassen immer öfter stellen. Die Antwort ist unbefriedigend – weil niemand verlässlich weiß, wie die Geldpolitik künftig aussehen wird. Vor gut einem Jahr gingen Experten von höheren Zinsen aus, doch das Gegenteil ist eingetreten. Im September hat die Zentralbank die Zinsen weiter gesenkt und die Anleihekäufe wiederaufgenommen.

Kontogebühren treffen Kleinsparer

Vor diesem Hintergrund ist verständlich, wenn die Sparkassen zwar einerseits sagen, wir wollen keine Negativzinsen für Sparer erheben, und doch gleichzeitig die technischen Voraussetzungen schaffen, um Negativzinsen für viele einzuführen. Die Politik der Niedrig- und Minuszinsen drückt schon zu lange auf die Ergebnisse vieler Institute. Doch so einfach lassen sich Negativzinsen nicht an Kunden weiterreichen. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür fehlen. Das Bürgerliche Gesetzbuch, das 1900 in Kraft trat, sieht Negativzinsen gar nicht vor.

Die Institute greifen daher zu der Verwahrgebühr. Doch auch hier müssen sich Kunde und Bank verständigen. Einfach verordnen geht nicht. Das ist mühsam für die Institute. Deshalb werden sie viel eher an der Gebührenschraube drehen. Ein Trost ist das nicht. Denn Kontogebühren treffen genau die Kleinsparer, die Negativzinsen gar nicht fürchten müssen.