Nach einem Jahr Pause startet wieder das Rennen um den Reußenstein-Pokal. Ob Titel-Ehrgeiz oder olympischer Gedanke: alle Teilnehmer stellen Können und Mut unter Beweis und kommen schließlich gesund im Ziel an.

Neidlingen - Hansjörg Tauscher ist begeistert. „Eine geile Piste habt ihr hingezaubert“, lobt der Ex-Skirennläufer den TV Neidlingen, der am Sonntag das Skirennen um den Reußenstein-Wanderpokal austrägt. „Es schaut schon aus wie in Kitzbühl im Zielhang“, zieht Tauscher einen kühnen Vergleich. Der Weltmeister im Abfahrtslauf von 1989 und Kommentator des Reußensteinrennens muss es wissen. Fürwahr herrscht hier eine tolle Stimmung. Nachdem der Wettbewerb im vergangenen Winter wegen Schneemangels ausfallen musste, feuern jetzt wieder rund 2500 Fans die Fahrerinnen und Fahrer an.

 

Mut und Können sind gefragt. Zwar ist aus Sicherheitsgründen vor zwölf Jahren der Abfahrtslauf durch einen Riesenslalom ersetzt worden. Doch mit Spitzengeschwiondigkeiten von 85 Stundenkilometern erreichen die Rennfahrer immer noch ein Tempo, bei dem es Otto-Normal-Skifahrer doch mulmig werden kann.

Der Altmeister im Retro-Look ist immer noch pfeilschnell

Die Zeitabstände zwischen den Teilnehmern sind deutlich. Manche Fahrer trennen fast zehn Sekunden. Doch macht gerade auch dies den ganz besonderen Charme des Reußenstein-Pokals aus: Frauen, Männer, Mädchen und Jungen fahren auf derselben Piste, gewertet wird am Ende nach Geschlecht und Altersklassen getrennt.

Mit der Startnummer 21 zischt jetzt Karl Wilhelm Beck die Piste am Burzkopf hinunter, die in Anlehnung an Kitzbühl auch die „Streif von der Alb“ bezeichnet wird. Beck, dreifacher Cup-Sieger der Jahre 1968, 1970 und 1971, ist zwar nicht mehr ganz so schnell wie vor 40 Jahren, als er mit 182 Stundenkilometern schnellster Deutscher auf Skiern war. Doch in seinem Retro-Rennanzug hat der Altmeister auch heute noch einen bemerkenswerten Speed drauf.

Auch der olympische Gedanke zählt

Neben Titel-Aspiranten wie Bernd Holl oder Hansjörg Rapp gehen auch Läufer an den Start, bei denen der olympische Gedanke im Vordergrund steht. Einer von ihnen ist Matthias Zirnig. Als Jugendlicher ist der Mittvierziger Rennen gefahren. Jetzt hat er sich erst einmal passende Rennski leihen müssen. „Es lief besser, als ich dachte“, sagt der Dettinger nach dem ersten Durchgang.

Die Piste hält, und alles geht gut. Nur einmal droht Unheil. Der Esslinger Martin Kielmann stürzt sich am Ende seines Ritts durch die Tore buchstäblich ins Ziel und setzt dabei die Zeitmessung außer Gefecht. Den Sturz übersteht er unverletzt. Nach einer Viertelstunde Zwangspause geht das Rennen wieder weiter und endet planmäßig nach dem zweiten Durchgang.

Vormittags alpin und nachmittags das Schanzenspringen

Entwicklung:
Beim TV Neidlingen gab es Zeiten, in denen alpin und nordisch eng miteinander verbunden waren. Auf der 1952 eröffneten Edelwangschanze gab es zunächst das „Kirschwasserspringen“. Später wurde daraus der „Sprung- und Abfahrtslauf um den Reußensteinpokal“: Vormittags wurde der Abfahrtslauf vom Burzkopf gestartet, nachmittags gab es dann das Schanzenspringen.

Siegertypen:
Der Abfahrtslauf wurde immer beliebter. Er wurde zum schnellsten und schwierigsten Rennen auf der Schwäbischen Alb. Die Strecke erhielt den Namen „Die Streif von der Alb“. Der Neuffener Kar Wilhelm Beck konnte den Wanderpokal 1971 nach drei Siegen hintereinander behalten. Er kam damit seinem früheren Vereinskamerad Heinz Schneeweiss zuvor, der zwei Mal gewonnen hatte. Ergebnisse:
Aufs Treppchen geschafft hat es diesmal bei den Damen Catrin Huttenlocher (TSV Jesingen), gefolgt von Julia Grüning (TV Neidlingen) und Tanja Eberhardt (SF Dottingen). Schnellster Mann war mit einer aus beiden Läufen addierten Zeit von 1:21,83 Minuten Philipp Hauff (VfL Kirchheim).