Angriffe mit Flaschen, Steinen und Böllern: Bei Widerständen gegen einen Neonazi-Aufmarsch in Göppingen gehen Demonstranten auf Polizisten los. Es gibt Verletzte auf beiden Seiten.

Göppingen - Bei einem Neonazi-Aufmarsch in Göppingen sind am Samstag linke Gegendemonstranten auf die Polizei losgegangen. Sieben Beamte wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Wie die Polizei mitteilte, griffen Linke mit Flaschen und Steinen an. Ein paar Einsatzkräfte kamen nach Böllerwürfen mit Verdacht auf Knalltrauma ins Krankenhaus. „Es zeigt einmal mehr, dass Gewalttäter die direkte Konfrontation mit der Polizei suchen“, sagte der Göppinger Polizeichef Martin Feigl. Auch unter den Demonstranten gab es Verletzte. Eine Zahl hierzu nannte die Polizei am Sonntag nicht.

 

Rund 1700 Polizisten im Einsatz

Die Route der „Autonomen Nationalisten“ war laut Polizei wegen der heftigen Gegenwehr verkürzt worden. Die Linken trafen aber nicht direkt auf die 141 Rechtsextremisten. „Unser Einsatzkonzept war erfolgreich“, sagte Feigl. Rund 1700 Polizisten waren vor Ort. Vor Beginn des Aufmarsches hatte die Polizei rund 70 linke Demonstranten vorübergehend eingekesselt.

Linke Gegner hatten zuvor den Bahnverkehr um Göppingen zeitweise lahmgelegt. Nach Polizeiangaben besetzten 500 Menschen die Gleise. Sie stoppten unter anderem einen Zug, in dem eine größere Gruppe Rechter saß. Die Demonstranten warfen mit Steinen Fensterscheiben an der Bahn und an Firmengebäuden ein sowie auf Polizisten. Auf der Bahnstrecke Stuttgart-Ulm brannten Autoreifen.

Wie die Deutsche Bahn mitteilte, standen mehrere Fernverkehrszüge vorübergehend still, darunter ein ICE von Berlin nach München und je ein Intercity von Karlsruhe nach München sowie von Münster nach Innsbruck. Auch der Regionalverkehr war betroffen.

Forderung nach dauerhaftem Runden Tisch zum Thema Neonazis

„Die genaue Anzahl der Straftaten lässt sich momentan nicht exakt benennen“, berichtete die Polizei. Der Vorsitzende des Vereins „Kreis Göppingen nazifrei“, Alex Maier, erklärte am Sonntag: „Sobald Menschen verletzt werden und Rechte eingeschränkt sind, muss man über die Taktik der Gegenproteste und des Einsatzes diskutieren.“ Er forderte einen dauerhaften Runden Tisch zum Thema Neonazis, um solche Szenen wie in Göppingen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Das Bündnis hatte zu einer Kundgebung gegen den Aufmarsch der Rechtsextremisten aufgerufen. Dazu kamen Maier zufolge bis zu 700 Menschen auf den Marktplatz. Im Laufe des Tages seien noch mehr Leute in die Stadt gekommen. Mit Blick auf die sich versammelnden Rechten sagte Göppingens Oberbürgermeister Guido Till (parteilos): „Die Situation ist als Demokrat nicht zu ertragen.“

Auch bei einem Aufmarsch im vergangenen Jahr war es zu Ausschreitungen gekommen. Wegen Straftaten wurden anschließend 230 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Viele Verdächtige kommen aus der linken Szene. 29 Polizisten wurden damals verletzt. Ein Verbot der Stadt, mit dem sie die Rechten-Aktion in diesem Jahr verhindern wollte, hatte der Verwaltungsgerichtshof am Freitag kassiert.