Jedes Jahr sollten 1800 neue Wohnungen auf den Markt kommen, doch 2019 wurde dieses Ziel weit verfehlt. Drei Wohnheime mit 562 Wohnungen wurden abgerissen, sie sollen mit mehr Zimmern neu entstehen.

Stuttgart - In der Landeshauptstadt sind im vergangenen Jahr zwar 1486 Wohnungen neu auf den Markt gekommen, das sind aber 20 Prozent weniger als 2018 (1847). Außerdem lag der Nettozuwachs 2019 nur bei 924 Wohnungen. „Dies ist der geringste Nettozugang seit 2013“ sagt Thomas Schwarz, der Leiter des Statistikamts. Die geringe Nettozahl sei auch auf den Abriss von drei Wohnheimen mit 274 Wohneinheiten zurückzuführen. Dabei handelte es sich teils um Personalwohnungen für die Mitarbeiter des städtischen Klinikums. Neubauten mit mehr Wohnraum sei auf diesen Flächen durch die Städtische Wohnungsbaugesellschaft SWSG bereits vorgesehen.

 

Der Mieterverein Stuttgart und Umgebung und der Haus- und Grundbesitzerverein kritisieren die Entwicklung scharf. Die Zahlen seien „die wohnungspolitische Bankrotterklärung des Stadtoberhauptes Fritz Kuhn und seines Baubürgermeisters Peter Pätzold“, sagte Haus- und Grund-Vorsitzender Klaus Lang. Der frühere Finanzbürgermeister spricht von einem „Verwaltungsversagen ersten Ranges“. Kuhn habe noch nicht einmal das selbst ausgegebene „völlig unterambitionierte Ziel“ von 1800 neuen Wohnungen pro Jahr erreicht. Kuhn und Pätzold (beide Grüne) seien mitverantwortlich für die angespannte Marktlage und die daraus resultierenden Mietpreissteigerungen, so Lang.

Sozialwohnungen weit unter Plan

Der städtische Wohnungsbericht beschönige den viel zu geringen Bau von Sozialmietwohnungen, so der Mietervereinschef Rolf Gaßmann. Die Stadt tituliere darin neu gekaufte Belegungsrechte an alten Wohnungen als „bezugsfertige Wohnungen“. Insgesamt seien 357 Mietwohnungen, darunter 263 mit Sozialbindung und 94 geförderte, auf den Markt gekommen. Das selbst gesteckte Ziel der Stadt laute aber auf 600 geförderten Einheiten. Das Neubauergebnis für dieses Segment werde für dieses Jahr noch schlechter aussehen, prognostiziert Gaßmann, denn 2019 seien nur noch 49 Sozialmietwohnungen und sieben Wohnungen für mittlere Einkommensbezieher beim Land für die Förderung angemeldet worden. Anträge seien auf 2020 verschoben worden, weil es jetzt bessere Förderbedingungen gebe.

Stadt vereist auf hohe Genehmigungszahl

Neben den Neubau- erfasst die Stadt auch die Genehmigungszahlen. Sie hätten 2019 die dritthöchste Summe in den letzten 20 Jahren erreicht. Es seien 899 Bauten, darunter 328 Neubauten, mit insgesamt 2082 Wohnungen genehmigt worden. 2019 konnten 145 neue Wohngebäude bezogen werden, 57 davon waren Ein- oder Zweifamilienhäuser. Die Neubauwohnungen in Mehrfamilienhäusern werden wieder größer: Durchschnittlich maßen sie 86 Quadratmeter, drei mehr als im Schnitt der letzten vier Jahre. Knapp die Hälfte aller neuen Wohnungen wurden in den Innenstadtbezirken realisiert, die meisten Einheiten entstanden auf dem Olga-Areal im Westen (131) und am Schwanenplatz (Stadtteil Berg) mit 95.

Großes Potenzial schreibt die Stadtverwaltung den Neubaugebieten Neckarpark und Bürgerhospital zu. Am Neckar seien 480 Einheiten in der Vermarktung, der zweite Bauabschnitt verspreche 515. Am Bürgerhospital seien 662 Wohnungen möglich, 481 davon gefördert.