Die Ehe für alle wird nun auch in Deutschland kommen. Das hat das Parlament am Freitag beschlossen. Die Reaktionen im Netz sind eindeutig – und auch lustig.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Nun ist sie Realtität: die Ehe für alle. Der Bundestag stimmte mit einer Mehrheit für die von völlige rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare. Von 623 abgegebenen Stimmen waren 393 Abgeordneten dafür, 226 Parlamentarier stimmten mit Nein, vier enthielten sich. Damit votierten auch mindestens 73 Unionsabgeordnete für die Ehe für alle. Die Fraktionsdisziplin war aufgehoben worden.

 

Im Netz überschlugen sich die Reaktionen. Via Twitter jubelten viele Befürworter über einen „historischen Tag“. Vor allem Volker Beck war glücklich – und der schönste Moment wurde auch von unserem Berlin-Korrespondenten Christopher Ziedler festgehalten.

Der Grünen-Politiker hat das Ja des Bundestags zur Ehe für alle als Erfolg für die Demokratie bezeichnet. „Das ist wirklich ein toller Sieg, weil es ein stückweit gesellschaftlicher Frieden bedeutet“, sagte Beck und konnte einige Tränen der Freude nicht verdrücken. Zuletzt habe es in Deutschland „fast schon eine Demokratie-Krise“ gegeben.

Nach Umfragen seien 80 Prozent der Deutschen dafür gewesen und auch eine Mehrheit im Bundestag habe sich dafür ausgesprochen. Das Programm der Grünen nach diesem Erfolg: sie werden nach Becks Worten nun den „Kuchen anschneiden und ein Gläschen Sekt trinken“. Am Abend sei ein großer „Regenbogen-Empfang“ unter der Reichstagskuppel geplant.

Weniger erfreut über die Abstimmung schien die AfD-Politikerin Beatrix von Storch. Ein Twitter-Nutzer hatte sie offensichtlich im Bundestag erspäht und seinen Kommentar dazu in die Welt geschickt.

Ein anderer freute sich dafür umso mehr. Auf der Tribüne im Bundestag saß Ulli Köppe. Das ist der junge Mann, der Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Diskussionsrunde die Frage nach der Ehe für alle stellte.

Die Kanzlerin, formulierte daraufhin eine etwas komplizierte Antwort, die von ihren politischen Gegnern als Vorlage genommen wurde, die Abstimmung für die Ehe für alle im Bundestag zu fordern. Damit waren die Dämme gebrochen und innerhalb weniger Tage wurde ein Projekt umgesetzt, für das viele Menschen über Jahre gekämpft haben – siehe Volker Beck.

Die Grünen und Volker Beck waren es dann auch, die die Abstimmung mit einem Konfettiregen im Parlament feierten. Dafür bekamen sie allerdings eine kleine Rüge des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Das sei der Würde des Hauses nicht angemessen, monierte er.

Und natürlich ist diese Abstimmung ein ein Festtag für die Satire. Aus der Redaktion der „ZDF heute-show“ meldeten sich die Verantworlichen mit diesem Tweet zu Wort. Die Botschaft: keine Angst, es ändert sich nichts.

Vor allem die Abgeordneten der CSU aus Bayern haben sich gegen die Ehe für alle gestemmt – am Ende allerdings vergeblich.

Und was Gott zur Ehe für alle meint, glaubt dieser Twitter-Nutzer zu wissen.

Eine prominente Abgeordnete stimmte allerdings dagegen: Angela Merkel. Das Bild mit ihrer Stimmkarte machte in den Sozialen Medien schnell die Runde. Die Bundeskanzlerin war es allerdings, die die Lawine mit ihrer Aussage, dass die Ehe für alle eine Gewissensentscheidung jedes einzelnen Abgeordneten sei, erst ins Rollen gebracht hatte.

Aber es bleibt nichts geheim. Da die Abstimmung namentlich war, wird im Netz natürlich nun auch öffentlich, wer wo sein Kreuz gemacht hat. Und da ist Peter Altmaier, einer der engsten Vertrauen von Angela Merkel, dem Votum seiner Chefin nicht gefolgt. Der Chef des Kanzleramtes hat mit Ja gestimmt! Das ist Demokratie auf seine vorbildliche Weise.

Und dass die Ehe für alle kein Projekt der jungen, wilden, revolutionären und rauflustigen Generation ist, beweist dieser Tweet von Oma und Opa – zumindest sind sie nicht zu alt, um auf Twitter unterwegs zu sein.

Gegen die Ehe für alle war natürlich auch die Alternative für Deutschland. Die machte im Vorfeld mit starken Sprüchen auf sich aufmerksam und beschwor den Untergang unserer Gesellschaft – muss sich nun allerdings auch einigen Spott gefallen lassen.

Ganz anders natürlich die Reaktionen beim Lesben- und Schwulenverband (LSVD). Der hat die Zustimmung des Bundestages zur Ehe für alle als Sieg für „eine offene und freie Gesellschaft“ gewürdigt. „Das ist ein historischer Tag“, teilte der Bürgerrechtsverband mit. „Nicht nur für Lesben und Schwule, sondern auch für eine gerechtere und demokratischere Gesellschaft. Ob

man in Deutschland heiraten darf oder nicht entscheidet, zukünftig nicht mehr das Geschlecht, sondern Liebe, Zusammenhalt und das Versprechen, in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da zu sein.“ Nun gehe es darum, „aus der gesetzlichen Gleichstellung auch eine gelebte Akzeptanz im Alltag zu machen“.