Mit Jahresrückblicken hat sich die Videoplattform Youtube in den vergangenen Jahren zunehmend schwer getan. Und auch die Reaktionen auf den am Donnerstag erschienenen, diesjährigen Youtube Rewind sind bestenfalls verhalten.

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Stuttgart - Die Videoplattform Youtube hat am Donnerstag ihren traditionellen Jahresrückblick, den Rewind, veröffentlicht. Und eigentlich sollte diesmal alles besser werden – gelungen ist das nur teilweise, wie gnadenlose Netzreaktionen zeigen. Ein kurzer Blick zurück: „Yahaha, it’s Rewind Time“, sagte Will Smith im Youtube Rewind 2018, schaute in die Kamera und eröffnete den Jahresrückblick. Das Video stand damals unter dem Motto Everyone Controls Rewind und sollte zum am meisten negativ bewerteten Video in der Geschichte von Youtube werden. Viele Nutzer störten sich an der mangelhaften Repräsentation verschiedener Trends und fehlenden Videoproduzenten, die 2018 einige große Projekte in Angriff genommen hatten. Selbst Internetpersönlichkeiten, die Teil des Rewinds 2018 gewesen waren, verurteilten einige Szenen als unangenehm und peinlich.

 

In diesem Jahr wollte Youtube darauf reagieren. Zu Beginn des Videos mit dem Titel For the Record heißt es deshalb: “2018 haben wir etwas gemacht, das euch nicht gefallen hat... in 2019 also...“ sollte mehr das gezeigt werden, was Zuschauer über das Jahr hinweg tatsächlich gefeiert hätten. Und wie lassen sich derartige Trends am besten nachvollziehen? Mit Zahlen, dachte sich Youtube und veröffentlichte einen Zusammenschnitt unter anderem der am besten bewerteten Videos und am häufigsten geschauten Kanäle des Jahres 2019. Viele Nutzer sind von dieser Aufmachung wenig begeistert. So wird Youtube mitunter vorgeworfen, mit dem Video lediglich „möglichst wenig falsch“ machen zu wollen.

Diese Nutzerin sagt, dass der Rewind 2019 zwar „nicht explizit schrecklich, aber langweilig war.“ Sie beschreibt den Jahresrückblick als Gegenteil von überwältigend, nämlich unterwältigend. Die im Video aufgelisteten Fakten könne jeder schnell im Internet finden. „Youtubes Gedanke dabei war ‚wir wissen nicht, was die Menschen mögen, also zeigen wir einfach den am besten bewerteten Content.“

Manch einer geht sogar so weit, in Bezug auf die vergangene Rewinds zu sagen: „Wenn ich das sehe, überlege ich, ob ich meine negativen Bewertungen der vergangenen Jahre zurücknehmen soll.“ Das bedeutet, im Vergleich zu dem jetzigen Rückblick seien die anderen Rewind-Videos sogar noch gut gewesen.

Auf dem offiziellen Twitteraccount von Youtube geht die Plattform offensiv mit der Kritik um. Das Youtube-Team teilte dort am Donnerstag Kommentare, die herausstellen, was die Zuschauer am Jahresrückblick vermissen. Darunter gab es auch Verständnis für die Aufbereitung des Videos. So schreibt dieser Nutzer, dass Youtube für den diesjährigen Rewind zwar als faul bezeichnet werde, Faulheit aber nichts prinzipiell schlechtes sei. „Arbeite schlauer, nicht härter“, sei das Motto. Ein auf Zahlen basierter Jahresrückblick sei außerdem das gewesen, was Youtube von Beginn an hätte machen sollen.

Letzterer Punkt lässt sich nicht gänzlich von der Hand weisen. Seit 2011 versucht Youtube mit dem Rewind alle Trends und großen Entwicklungen des vergangenen Jahres auf der Plattform in einem unter zehn minütigen Video zu vereinen. Gab es dafür im Jahr 2015 noch eine überwältigende Anzahl an positiven Bewertungen, zeichnet sich seit 2017 ein kontinuierlicher Abwärtstrend ab. 2018 erhielt das Rewind-Video 2,6 Millionen Daumen nach oben gegen 17 Millionen Daumen nach unten. Dieser Nutzer fasst die neusten Entwicklung zusammen und gibt einen Hoffnungsvollen Ausblick auf das Jahr 2020:

Seit einem Tag ist der Youtube Rewind 2019 veröffentlicht und steht bei einer Million Daumen nach oben und zwei Millionen Daumen nach unten. Eine Bilanz, die sich zwar definitiv noch verändern aber wohl nicht an das Dislike-Desaster vom vergangenen Jahr herankommen wird – dafür ist das Video zu harmonisch und nüchtern gehalten. Viele Nutzer werden wohl lediglich die Möglichkeit vermissen, neue Memes, also Witzformate, in Bezug auf das Jahresrückblickvideo erstellen zu können. Denn Zahlenranglisten bieten dafür nur auf der Metaebene Optionen.