Im vierten Teil der Marvel-Saga „Thor: Love and Thunder“ bekommt es der Gott mit einem Schlächter und seiner Ex zu tun.

Im breiten Spektrum der Superhelden hat Thor einen Sonderstatus. Er ist kein Mensch, der durch einen Spinnenbiss, genetische Experimente oder Hightech-Anzüge zu übernatürlichen Fähigkeiten gekommen ist. Thor ist ein Gott. Superkräfte sind für ihn selbstverständlich und Überlegenheit normal. Schon im ersten Kinoauftritt vor elf Jahren unterlegten Regisseur Kenneth Branagh und Hauptdarsteller Chris Hemsworth das überhebliche Gebaren des Gottes mit Ironie.

 

Ewiges Leben, ewige Liebe

Als der Regisseur Taika Waititi 2017 die Regie zum dritten Teil „Thor: Tag der Entscheidung“ übernahm, drehte er die Ironieschraube noch weiter: Mit Lust und Laune dekonstruierte der Film seinen hypermaskulinen Helden und überzeugte durch kernige Frauenfiguren, die mit ihrem feministischen Input die Coolness des Produktes erheblich steigerten. Im neuen Sequel „Thor: Love and Thunder“ beschäftigt sich Waititi nun mit dem gescheiterten Liebesleben des Donnergottes, der einst in der irdischen Wissenschaftlerin Jane Foster (Natalie Portman) die Frau seines ewigen Lebens gefunden zu haben glaubte.

Kitschiges Finale

Nach der Trennung besinnt er sich auf seine Stärke als Gerechtigkeitskrieger. Samt neuem Wunderhackebeil saust von einer Schlacht zur nächsten. Aber nun kommt Bösewicht Gorr (Christian Bale) ins Spiel, der den Beinamen „der Gottschlächter“ trägt. Thor steht ganz oben auf seiner To-do-Liste. Dann tauchen Thors Hammer und Jane auf – und Beziehungsaufarbeitung steht an. Auch wenn Waititi den ironischen Blick auf seine Überheldenfigur aufrechterhält, kann er nicht an die furiose Genre-Subversivität seines Vorgängerfilms anknüpfen. Das Konzept, den Kampf zwischen Gut und Böse mit göttlichen Selbstfindungsprozessen, Beziehungsarbeit und kitschigem Finale zu kreuzen, will nicht so recht aufgehen.

Thor: Love and Thunder. USA 2022. Regie: Taika Waititi. Mit Chris Hemsworth, Natalie Portman, Christian Bale, 119 Min.