Auch für die nicht medizinischen Bereiche des neuen Kreiskrankenhauses auf dem Flugfeld werden nun Pläne geschmiedet: Im Osten des Grundstücks werden für 55 Millionen Euro ein zwölfstöckiges Gebäude und ein Parkhaus entstehen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Während das Grundstück für den Baubeginn der Flugfeldklinik vorbereitet wird, präsentiert der Landrat Roland Bernhard einen weiteren Baustein des Projekts: seine „Vision eines Gesundheitscampus“. Die Pläne für den Klinikneubau seien verhältnismäßig weit, berichtete er am Donnerstag, für die nicht medizinischen Funktionen des Kreiskrankenhauses wurde nun auch eine Form gefunden. Dafür wird in der Calwer Straße ein zwölfstöckiges Hochhaus gebaut, daneben ist ein Parkhaus geplant. Die Kreisverwaltung gibt dafür 55 Millionen Euro aus. Im März wurden sowohl die weitere Planung als auch die Umsetzung des Projekts europaweit ausgeschrieben.

 

Die Idee für das Hochhaus – oder „den Hochpunkt“, wie der Landrat das Gebäude bezeichnet – ist bei dem städtebaulichen Ideenwettbewerb für das Flugfeldklinikum vor vier Jahren entstanden. Er soll laut Roland Bernhard als Wahrzeichen dienen – und auf dem Grundstück Platz für die künftige Entwicklung des Krankenhauses sparen. „Wir erzeugen keinen Fremdkörper, sondern alle Gebäude sind in einem einheitlichen Erscheinungsbild“, das gut in die Landschaft passe, versicherte er. Um weitere Ausbaumöglichkeiten für die Klinik zu sichern, verhandelt die Kreisverwaltung mit dem Zweckverband Flugfeld des gemeinsamen Stadtteils von Sindelfingen und Böblingen auch über den Kauf eines weiteren Grundstücks.

Von Boarding-House bis Einzelhandel

„Ein spannendes Potpourri“ soll in das Hochhaus einziehen, erklärte Jörg Noetzel, der Medizinische Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest. Mehr als ein Drittel der 8500 Quadratmeter erhält die Verwaltung für Abteilungen wie Personal oder Medizincontrolling. Die Akademie für Pflege und Ausbildung sowie ein neues Trainings- und Simulationszentrum werden rund 2000 Quadratmeter Platz bekommen. Weiterbildungsangebote seien wichtig für den Wettbewerb um Fachkräfte, zudem kämen sie der Qualität der medizinischen Behandlung zugute, sagte Jörg Noetzel. Die Krankenhausschule für junge Patienten zieht in den Hochpunkt ein, sie kann dort mit 64 Plätzen fast dreimal so viele wie bisher anbieten. In den oberen Stockwerken soll ein Boarding-House für neu angeworbene Mitarbeiter entstehen, die noch auf Wohnungssuche sind, sowie für Angehörige von Patienten. Im Erdgeschoss gibt es Anlaufstellen für die Miniapartments, die Verwaltung sowie Flächen für gesundheitsaffinen Einzelhandel.

Planung und Bau von Hochhaus und Parkhaus sollen an ein Generalunternehmen vergeben werden. Anfang Oktober wählt eine Kommission den passenden Anbieter aus. Bei den Kosten von 55 Millionen Euro handelt es sich um eine Schätzung. Dass das Coronavirus die Neubaupläne bremsen könnte, damit rechnet der Landrat nicht: „Wir haben klar Signale aus dem Kreistag, dass unser Flaggschiff die Priorität in unseren Finanzen bleibt“, sagte Roland Bernhard. Das Investitionsprogramm sei zwar riesig, und die Pandemie wirke sich sicherlich auf die kommunalen Haushalte aus, aber es wäre töricht, das Projekt jetzt abzubrechen, erklärte er.

Antizyklische Ausgabenpolitik

Auch um die Wirtschaft zu unterstützten, warb Bernhard für eine antizyklische Ausgabenpolitik. Er schlägt eine „Verschlankung im konsumtiven Bereich“ vor. Mitte Juli trifft sich die Haushaltsstrukturkommission, dabei werde die finanzielle Situation des Landkreises auch mit der dann ausgewerteten Steuerschätzung von Mai analysiert.

Der Bau des Hochhauses und des Parkhauses soll in zwei Jahren beginnen, bis Ende 2024 soll alles fertig sein – gleichzeitig mit der Inbetriebnahme der Flugfeldklinik. Um die Vision vom Gesundheitscampus zu komplettieren, fehlt nur noch das Zentrum für Psychiatrie, das im Osten des Grundstücks entstehen soll.