Stadtplaner legen ein zukunftsweisendes Modell vor: Sie wollen in der Ludwigsburger Oststadt die Autos zurückdrängen und dem Grün mehr Platz einräumen.

Ludwigsburg - Am Fuchshof in der Ludwigsburger Oststadt sollen bis zu 550 neue Wohnungen gebaut und ein Mix aus Sportstätten und Naherholungsgebiet gestaltet werden. 2013 wurde dafür ein Ideenwettbewerb ausgelobt und seither wird vor allem über die Dichte der Wohnbebauung gestritten – sowie über die Frage, wohin mit den vielen Autos? Schon bisher reichen die Stellplätze nicht für alle Autos, die die Besucher der Sportplätze sowie der Schwimm- und der Kletterhalle im Quartier abstellen. Jetzt hat ein Ingenieurbüro ein Verkehrs- und Parkkonzept entwickelt, das zwar den Bau von Parkdecks vorsieht, im Gegenzug aber mit einem rigiden Stellplatzschlüssel arbeitet.

 

Eineinhalb Stellplätze pro Wohnung, wie bisher üblich? Im neuen Parkkonzept, das das Büro Karajan-Ingenieure am Donnerstag im Mobilitätsausschuss des Gemeinderats vorstellen will, ist das nicht mehr vorgesehen. Die Stuttgarter planen mit einem Stellplatzschlüssel von 0,6 bis 0,8 und damit für eine Zukunft, in der längst nicht mehr jeder ein eigenes Auto hat. Avisiert ist eine Fertigstellung im Jahr 2030. Stattdessen soll das Quartier durch eine eigene Bustrasse erschlossen und sehr gut mit Leihstationen für Räder und E-Roller ausgestattet werden. Nicht zuletzt setzen die Planer auf das Modell Carsharing, denn ihr Ziel ist ein grünes und fast autofreies Wohngebiet.

Autofreies Wohngebiet

Was am meisten überraschen dürfte: Entlang der Fuchshofstraße soll das Parken ganz verboten sein. Allein dadurch werden künftig 164 Stellplätze fehlen (auch diese Zahl stammt aus der Studie des Ingenieurbüros). Darin enthalten sind auch 24 Parkplätze, die bisher für die Halle des Hockeyklubs HCL reserviert sind.

Zum Ausgleich schlagen die Verkehrsplaner vor, auf dem Gelände, auf dem die Wohnungen gebaut werden, zwei gut zu Fuß zu erreichende Parkdecks mit 150 Stellplätzen sowie auf dem gegenüber liegenden Areal ein Parkhaus für 300 Autos zu errichten. Von diesen 300 Plätzen im Parkhaus sollen 200 den Anwohnern zugeteilt werden und 100 für Besucher von Sportveranstaltungen.

Ein weiterer wichtiger Baustein im Konzept ist ein zusätzliches Parkhaus bei der Sporthalle Ost. Es gilt der Grundsatz: Das Parkangebot muss dezentral sein, um so den Parksuchverkehr so klein wie möglich zu halten. Nach Ansicht der Experten macht ihr Konzept den Bau von Tiefgaragen unter den künftigen Wohnhäusern überflüssig. Und damit wiederum könnten die Kosten für den Hausbau deutlich verringert werden. Dass in der neuen Siedlung möglichst viele preisgünstige Wohnungen entstehen, ist eine der Vorgaben, auf die sich der Gemeinderat geeinigt hat.

Parkhaus auf dem Sportplatz?

Kritisch ist auch, dass ein geplantes Parkhaus auf einem ehemaligen Trainingsplatz der Spvgg 07 Ludwigsburg gebaut werden soll. Der Stadtverband für Sport hat sich zwar im Grundsatz für ein Konzept in der Oststadt ausgesprochen, das den Nahverkehr stärkt und den Sportpark neu ordnet. Aber die Vertreter des Stadtverbands teilen auch mit, dass sie sich nicht für Planungen stark machen können, die dem Sport Flächen entziehen. „Die Bevölkerung nimmt wieder zu und die Schülerzahlen steigen wieder“, heißt es in der Erklärung. Darum wachse auch wieder der Bedarf an Sportflächen.

Mit diesem Konzept lassen sich nach Ansicht der Planer die schon vorhandenen Alleen und Baumreihen in Ost-West-Ausrichtung erhalten und stärken. Andererseits werde das Kleinklima mit einer Grünfuge mit Kastanienallee und einem grünen Berliner Platz gestärkt.