Die Baugemeinschaft „Im Westen was Neues“ ist Ende des Jahres fertig. Dort haben die Architekten Hinrichsmeyer und Bertsch drei Gebäude mit insgesamt 30 Wohneinheiten, einem Café, Gemeinschaftsräumen und Gewerbeflächen gebaut.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Arbeiten und Wohnen, ärmere und wohlhabendere Bewohner, Gastronomie und Gewerbe – ein Quartier braucht eine Durchmischung. Davon ist Philip Hinrichsmeyer, 34, überzeugt. „Das macht Urbanität aus.“ Neubausiedlungen, in denen nur gewohnt wird, hält der Architekt für „nicht gesund“. Sein aktuelles Projekt im Stuttgarter Westen hat all das, was er sich vorstellt. Mit seinem Vater Randolph Hinrichsmeyer und dem Firmenpartner Udo Bertsch hat er die Bauleitung für die Baugemeinschaft „Im Westen was Neues“ auf dem Olga-Areal übernommen.

 

Das Quartier gilt als Modellprojekt: es soll eine Mischung aus Arbeiten und Wohnen geben

Das Olga-Areal gilt als Vorzeigeprojekt: baulich, ökologisch und sozial. Bis 2019 sollen auf dem Gelände des ehemaligen Kinderkrankenhauses Olgäle insgesamt 224 Wohnungen entstehen – 116 von diesen sind gefördert. Neben mehreren Baugemeinschaften bauen dort die SWSG, das Siedlungswerk und Mörk Immobilien – also eine Mischung aus privaten Bauherren und Investoren. Auf dem Areal wird es eine Kindertagesstätte, ein Nachbarschaftszentrum und einen Supermarkt und mehrere Grünanlagen geben.

Die Baugemeinschaft der Hinrichsmeyers wird voraussichtlich als eine der ersten fertig sein. Ende des Jahres peilen Vater und Sohn an. Wann sie dann einziehen können, ist aber noch fraglich. Da gibt es noch einen Konflikt. Denn das Siedlungswerk, die Firma Mörk und einige andere Baugemeinschaften waren nicht ganz so schnell. Die Frage sei, wie man es schafft, dass sie selbst schon rein können ohne dass die Außenanlagen fertig sind, sagt Randolph Hinrichsmeyer. Das müsse mit der Stadt geklärt werden. „Wir bebauen halt eben keinen Bauplatz in der Stadt, sondern ein ganz neues Quartier“, ergänzt sein Sohn.

Der zieht übrigens dort sogar selbst ein und die Eltern haben sich im Erdgeschoss eine Mischeinheit gekauft – für Gewerbe und Wohnen in einem. „Das schafft tatsächlich auch eine Vertrauensbasis bei den anderen Bauherren unserer Gemeinschaft, wenn der Bauleiter selbst auch einzieht“, sagt der Vater. Auch das ist übrigens eine Besonderheit bei den Baugemeinschaften: Alle 30 Bauherren müssen tatsächlich selbst später dort wohnen.

Für Randolph Hinrichsmeyer ist das übrigens eine Methode, um Spekulantentum zu vermeiden. Lobenswert findet er, dass die Stadt einen Festpreis für das Grundstück verlangt und es nicht dem Meistbietenden überlassen hat. Nur so könnten private Baugemeinschaften eine Chance bekommen. Günstiger sind sie auch: So liegen die Preise für den Quadratmeter im Neubau im Westen derzeit bei durchschnittlich 6600 Euro. Die Baugemeinschaft am Olga-Areal kommt auf 4300 Euro.

Das Bauprojekt soll sich auch architektonisch in den Westen einfügen

Die Architekten Hinrichsmeyer und Bertsch haben den Zuschlag für das Baufeld drei auf dem Olga-Areal bekommen – mit Blick auf die Hasenbergstraße. Dort entstehen 30 Wohnungen aufgeteilt auf drei Häuser mit Arbeits- und Wohnlofts sowie ein Café – der Betreiber ist auch einer der Bauherren – sowie Gemeinschaftsräumen und einem Dachgarten. Das Besondere auch hier: Auf dem Baufeld drei bauen ein Bauträger – nämlich das Siedlungswerk – und die Baugemeinschaft zusammen.

Die Architektur orientiere sich an den Bestandsfassaden im Westen, sagt Randolph Hinrichsmeyer. „Wir adaptieren diesen Anspruch an ein modernes Stadtquartier.“ So erinnere im Sockelbereich ein sandgestrahlter Sichtbeton an die Sandsteinsockel der Gründerzeitarchitektur, die Fassaden der oberen Wohngeschosse würden mit einem modernen Wasserstrichklinker für „nachhaltige Eleganz“ sorgen. Man habe einen hohen Anspruch an die Gebäude gelegt, betont sein Sohn. „Das soll ja auch in 100 Jahren noch modern, adäquat und schön sein.“

Ideal finden die beiden Architekten, dass vor der Häuserzeile an der Hasenbergstraße eine Grünfläche angelegt wird. Man habe glücklicherweise nicht jeden Zentimeter als Baufläche ausgenutzt, sagt Philip Hinrichsmeyer. „Man muss die Gebäude atmen lassen“, fügt er hinzu und erklärt: „Früher hat man mal Städte für Bürger gebaut, dann nur noch für die Autos.“ Er hoffe, es gehe jetzt wieder zurück.