Lange warten die Schwaikheimer schon auf eine Umgestaltung ihrer Ortsmitte. Eine Bietergemeinschaft hat nun das Baugesuch eingereicht. Was bald an der Bahnhofstraße geschieht, ist hier zu lesen.

Schwaikheim - Für den Schwaikheimer Bürgermeister Gerhard Häuser ist es „ein lange ersehnter, fast schon historischer Tag“ gewesen. Man könnte auch sagen: ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Denn an diesem Dezemberdienstag ist es endlich so weit gewesen – das Baugesuch für das Projekt „Neue Mitte Schwaikheim“ ist bei der Baurechtsbehörde in Winnenden eingereicht worden. Und so fällt nun also der Startschuss für die lange geplante Umgestaltung der Ortsmitte Schwaikheims.

 

Rund 7800 Quadratmeter hat die Gemeinde im Lauf der Jahre von verschiedenen Eigentümern teils mühsam zusammengekauft, um dann 4500 Quadratmeter davon an eine Bietergemeinschaft zu verkaufen. Diese besteht aus der Baugenossenschaft Backnang, der Firma Geiger aus Sonthofen sowie der Kreisbaugesellschaft. Gemeinsam wollen sie im Ortszentrum einen vierstöckigen Neubau errichten, in dessen Erdgeschoss ein Lebensmittelmarkt samt Bäckerei-Café mit Außensitzplätzen einziehen soll. In den Stockwerken darüber finden rund 40 Eigentumswohnungen Platz, die privat oder gewerblich genutzt werden können. Auch eine Tiefgarage wird gebaut, in welcher die Gemeinde 20 Stellplätze gekauft hat, die sie als öffentliche Parkplätze zur Verfügung stellen will.

Supermarkt als Frequenzbringer

„Der Markt ist ein Frequenzbringer und wichtig für den Einzelhandel in Schwaikheim“, ist der Rathauschef Gerhard Häuser überzeugt. „Wir sind in den Endverhandlungen mit Edeka“ , erklärt dazu Dirk Braune, der Geschäftsführer der Kreisbaugesellschaft. Er bezeichnete das Projekt in der Ortsmitte als „die derzeit größte Baumaßnahme im Portfolio der Kreisbaugesellschaft“. Für den Landrat Richard Sigel ist der Neubau im Ortskern auch ein weiteres Zeichen dafür, dass der Landkreis Kommunen bei der Innenentwicklung unterstützt.

Die Bietergemeinschaft rechnet mit einer Bauzeit von 18 bis 20 Monaten. Im Frühjahr sollen die Arbeiten beginnen. „Ein Riesenloch, das wir schnell füllen werden“, so beschreibt Dirk Braune die ersten Impressionen, welche die Schwaikheimer dann von ihrer neuen Ortsmitte haben werden. Denn bei dem Neubau handle es sich um ein großes Gebäude, das man auf Bohrpfählen gründen müsse. So wird an der Ecke Bahnhof- und Bismarckstraße zunächst mal tief gebuddelt.

Der Torf, der sich an manchen Stellen unter dem Gras des Grundstücks verbirgt, teils in mehrere Meter dicken Schichten, ist mit den in der jüngsten Zeit gestiegenen Baupreisen ein weiterer Grund dafür, dass die ursprünglich veranschlagten Kosten von rund 18 Millionen Euro inzwischen auf 24 Millionen angewachsen sind. Das Material, das an etlichen Stellen im Ortskern natürlich vorkommt, müsse gesondert entsorgt werden, erklärte Braune: „Vor einigen Jahren hätte man den Torf noch einfach auf einen Acker gebracht.“

Der lange Weg zur neuen Ortsmitte

Anfänge
Im Jahr 1996 hatte die Gemeinde Schwaikheim begonnen, nach und nach Gebäude in der Bahnhof- und der Bismarckstraße zu kaufen – mit dem Ziel, in den kommenden Jahren die Ortsmitte in diesem Bereich neu zu gestalten. Nach einer Standortuntersuchung beschloss der Gemeinderat 2005 einstimmig, in der Ortsmitte ein Einkaufszentrum zu bauen.

Bauauftrag
Im Mai 2006 erteilte die Gemeinde dem Fellbacher Investor Ebner + Bürkle den Auftrag, das Gebiet Holzgasse, Bahnhof- und Bismarckstraße zu bebauen und die nötigen noch fehlenden Grundstücke zu erwerben. Die Kreuzung wurde 2008 zum Kreisverkehr umgestaltet. Weil es mit dem Grundstücksankauf nicht recht voran ging, wofür sich Investor und Gemeinde gegenseitig die Schuld gaben, beschloss der Gemeinderat im Frühjahr 2009, die Kommune solle dies selbst in die Hand nehmen. Im Frühjahr 2011 zog sich der Investor dann aus dem Projekt zurück.

Planung
Im Sommer 2011 beauftragte der Gemeinderat die Kreisbaugesellschaft Waiblingen mit der Planung. Ende des Jahres waren die erforderlichen rund 35 Grundstücke im Besitz der Kommune. 2012 erhielt die Kreisbaugesellschaft den Auftrag zum Bau eines Lebensmittelmarktes, einer Tiefgarage sowie von Wohn- und Gewerberäumen.

Verzögerung
Weil die Kreisbaugesellschaft Waiblingen das Projekt nicht im Zuge eines europaweiten Vergabeverfahrens erhalten hatte, wurde die Umgestaltung der Ortsmitte nochmals ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt eine Bietergemeinschaft aus der Kreisbaugesellschaft Waiblingen, der Baugenossenschaft Backnang sowie der Firma Wilhelm Geiger aus Sonthofen, die das 24-Millionen-Euro-Projekt umsetzt.