Die Vorbereitungen für den Albvorlandtunnel werden durch die Bahnpanne im Rheintal nicht beeinflusst. Aber auch in Kirchheim gibt es kleinere Pannen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Kirchheim - In diesen Tagen sind positive Schlagzeilen für die Deutsche Bahn eher eine Seltenheit. Das Tunneldesaster zwischen Rastatt und Baden-Baden ist in aller Munde. An Mittwoch wollte die Deutsche-Bahn-Projektsgesellschaft-Stuttgart-Ulm eigentlich mal wieder mit erfreulichen Nachrichten punkten. Schließlich sollte der seit wenigen Wochen hoch über das zukünftige Ostportal des Tunnels ragende Schwerlastkran zumindest eines der beiden elf Meter großen und jeweils 190 Tonnen schweren Schneidräder von ihrem Montageplatz auf der Großbaustelle in den Voreinschnitt des Tunnels direkt neben der Autobahn Stuttgart-München heben. Doch so ganz funktioniert hat der Plan nicht.

 

Denn die auf 13 Uhr bestellten Medienvertreter mussten nämlich zunächst in sengender Mittagssonne die Erfahrung vieler Bahnkunden teilen: Sie mussten zwei Stunden warten. Die Hydraulik des Riesenkrans bereitete Probleme. Und weil der Kranführer kein Risiko eingehen wollte, verzögerte sich die Aktion immer wieder. Schließlich lupfte der Kran das riesige Schneidrad wenigstens schon einmal in die Höhe, damit die Fotografen ihre Bilder machen konnten. Der eigentlich für 13 Uhr geplante Transport des Rads in den Voreinschnitt sollte dann – wenn überhaupt noch am Mittwoch – in den Abendstunden erfolgen. Die Schneidräder sind das Kernstück der Bohrmaschine, mit deren Hilfe die Arbeiten von Kirchheim aus in Richtung Wendlingen vorangetrieben werden sollen.

Es gibt vollkommen unterschiedliche Ausgangspositionen

Diese Verzögerung ist aber nicht vergleichbar mit der Tunnelpanne im Rheintal. Deshalb sahen sich die DB-Verantwortlichen in Kirchheim mit der Frage konfrontiert, ob die Bahn aus dem Vorfall an der Rheintalstrecke Konsequenzen auch für den Albvorlandtunnel ziehen müsse?

Jan Dambach, der Sprecher der Bahn, wiegelte ab: „Die einzige Gemeinsamkeit, die es gibt: es handelt sich in beiden Fällen um Tunnel.“ Ansonsten seien es vollkommen unterschiedliche Ausgangspositionen: Während man sich im Rheintal durch Kies voranarbeiten müsse und sich dabei für eine Vereisungstechnik entschieden habe, handele es sich am Albrand um Schwarzen Jura. Dambach: „Wir verwenden hier eine vollkommen andere Technik.“ Deshalb müsse man am Vorgehen nichts ändern.

4600 Tonnen Stahl und Hochtechnologie werden bewegt

Der eigentliche Hauptdarsteller an diesem Tag hätte der Spezialkran sein sollen. Bis zu 90 Meter ragt der 1200 Tonnen schwere Koloss über der Baustelle in den Himmel. Was das Gerät schon geleistet hat – und in den nächsten Wochen noch leisten muss – erfordert seine gesamte Kraft: Denn bis Anfang Oktober müssen sämtliche Einzelteile der beiden jeweils 120 Meter langen Bohrer in den Voreinschnitt des Tunnels gehoben werden. Dort werden sie dann zu einem technischen Gesamtkunstwerk zusammenmontiert. Insgesamt 4600 Tonnen Stahl und Hochtechnologie muss der Kran punktgenau im Bereich vor dem zukünftigen Tunneleingang absetzen. Der Kran ist das sichtbare Zeichen dafür, dass die Vorbereitungsphase allmählich zu Ende geht. Am 7. Oktober steht die Andrehfeier auf dem Kalender. Dann wird die bisher namenlose Maschine auf den Namen Sibylle getauft.