Die Bundestags-Grünen fordern die Inbetriebnahme der Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm unabhängig von Stuttgart 21. Die Bundesregierung rechnet hingegen weiterhin mit einer gemeinsamen Fertigstellung.

Stuttgart - Die Bundesregierung geht nach wie vor davon aus, dass der Umbau des Stuttgarter Bahnknotens und die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm zeitgleich fertig und 2021 in Betrieb gehen werden. Das geht aus einer Antwort der Regierung auf eine Anfrage einiger Bundestagsabgeordneter der Grünen hervor.

 

Anlass für den Fragekatalog waren unter anderem Äußerungen des Projektsprechers Wolfgang Dietrich, der Ende Februar gegenüber der in Ulm erscheinenden „Südwest Presse“ andeutete, die Neubaustrecke könne ein Jahr früher als geplant fertig gestellt werden. Einer Teilinbetriebnahme der Trasse ohne den umgebauten Stuttgarter Hauptbahnhof erteilte Dietrich aber wiederholt eine Absage.

Warnung vor teurer, ungenutzter Infrastruktur

Matthias Gastel, Abgeordneter der Grünen aus Filderstadt (Kreis Esslingen) und bahnpolitischer Sprecher seiner Fraktion, fordert ein Umdenken, denn aus seiner Sicht „verdichten sich die Hinweise, dass die Neubaustrecke bereits vor Stuttgart 21 fertig gebaut sein könnte“. Es verursache enorme Kosten, eine fertig gestellte Strecke ungenutzt zu lassen, erklärt Gastel. Er verweist auf den Tunnel zum Bahnhof unter dem Berliner Flughafen BER, der pro Jahr Unterhaltskosten von rund 20 Millionen Euro verursache. „Mit ihrer Haltung riskiert die Bundesregierung, dass teuer geschaffene Infrastruktur für viel Geld nutzlos brachliegt, anstatt den Fahrgästen Nutzen zu bringen“, sagt Gastel. Der Grünen-Politiker geht davon aus, dass sich alleine durch die Neubaustrecke die Fahrt von Stuttgart nach Ulm um 15 Minuten verkürzen lässt. Zugleich befürchtet er höhere Fahrpreise durch die neue Strecke.