Daniel Kromer aus Stuttgart ist seit 20 Jahren Flugbegleiter. Schon nach dem verheerenden Tsunami in Asien 2004 war er bei Evakuierungsflügen dabei. Derzeit betreut Kromer eher ungewöhnliche Passagiere.

Stuttgart - Zehntausende Deutsche sind wegen der Coronakrise im Ausland gestrandet, weil Flüge gestrichen und Grenzen geschlossen wurden. An den Rückholflügen, die die Bundesregierung organisiert hat, ist auch die Fluggesellschaft Condor beteiligt. In Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt, den Reiseveranstaltern und Kreuzfahrtreedereien hat Condor seit dem 16. März knapp 400 Flüge aus fünf Kontinenten zu 48 Destinationen in 34 Ländern durchgeführt. Rund 78.000 Gäste wurden dabei zurück nach Deutschland geflogen.

 

Doch nicht nur die Rückholflüge sind für die Besatzungen neu. Inzwischen sind nach Angaben des Unternehmens alle Condor-Langstreckenflugzeuge in der Luft, um dringend benötigte medizinische Schutzausrüstung wie beispielsweise Masken und Handschuhe für die deutsche Bevölkerung aus China zu transportieren. Condor fliegt täglich mindestens einen Cargo-Flug aus China und hat so allein in der letzten Woche schon 4,25 Millionen Mundschutzmasken nach Deutschland gebracht. Wie erleben Crew-Mitglieder, die normalerweise menschliche Passagiere betreuen, die Cargo-Flüge?

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Was Flugbegleiter Kromer beeindruckt

Daniel Kromer aus Stuttgart arbeitet seit rund 20 Jahren als Flugbegleiter. „Normalerweise bringe ich Touristen an ihr Urlaubsziel. Die Passagiere freuen sich auf Ferien fernab vom deutschen Alltag. Jetzt ist es andersherum: Vor zweieinhalb Wochen habe ich einen Rückholflug für gestrandete Deutsche aus Managua begleitet – und die Menschen waren einfach nur erleichtert, nach Hause zu können“, sagt Kromer. Auch für die Besatzung sei der Einsatz ungewohnt gewesen. „Nicaragua ist normalerweise kein Condor-Ziel und vor Ort gab es eine Ausgangssperre“, so Kromer.

Um Schutzausrüstung nach Deutschland zu bringen, macht Condor nun auch Frachtflüge. Kromer war bei dem ersten Einsatz dabei. Er und seine Kollegen haben Atemmasken und Schutzanzüge von Shanghai nach Frankfurt geflogen. Condor hat keine Frachtflugzeuge. Deshalb werden die Kartons mit Sicherheitsnetzen auf den Sitzen der Passagiermaschine befestigt. „Beeindruckt hat mich der Zusammenhalt der Truppe. Da regt sich keiner auf, dass es als Flugbegleiter eigentlich nicht dazu gehört, auf dem Boden zu kriechen und Netze zu befestigen. Kabinenbesatzung, Cockpit, Technik: Alle packen an“, sagt Kromer über die Sondereinsätze. „Während des Fluges kontrollieren wir alle zehn Minuten, ob nichts verrutscht ist. Für mich hat sich die Flugzeit länger angefühlt als sonst, denn Atemmasken trinken keinen Orangensaft und erzählen nicht von ihren Urlaubserlebnissen.“