Wer nicht auf Festivals will, sondern neue Stuttgarter Pop-Musik am liebsten am Rechner oder auf dem Tablet guckt, für den haben wir eine Sammlung aktueller Popvideos zusammengestellt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Live versorgt das Klinke-Festival die geneigte Stuttgarter Hörerschaft mit dem Besten der Neunzigerjahre bis heute, zumindest mit Blick auf die hiesige Musikszene. Wer mehr so Couch-Potato-mäßig vor dem Rechner rumhängen und Videos gucken will, schaut in die sprichwörtliche Röhre. Nicht so mit unserer Sommerversion der Tour durch aktuelle Stuttgarter Popvideos. Die läuft auch am Smartphone.

 

Kids of Adelaide - "Eyes Wide Open"

Die Kids of Adelaide bringen am 17. August ihr neues Album raus und stehen deshalb in unserer Liste ganz weit oben. Als Vorgeschmack auf "Into the Less" gibt es den Song "Eyes Wide Open". Wir durften in die neue Platte schon reinhören und können sagen, dass das Album soundmäßig ähnlich tiefgründig ist wie die erste Single, inklusive eines zweieinhalbminütigen Intros. Die Kids sind immer noch zu zweit, holen da aber das Maximale raus, nicht zuletzt dank des schönen Orgel-Soundteppichs.

BRTHR - "Harder Each Day"

Auch ein neues BRTHR-Album steht vor der Tür (Release 7. September), deshalb hat die Band zwei Livesession-Videos veröffentlicht. Aufgenommen und gemischt von Max Braun, zeigt die Band all den Haudruffskis mal wieder, wie es geht. Der Sound ist äußerst angenehm, der Song melodisch im besten Sinne, der Vortrag virtuos. Gerade im Bandformat funktioniert das ganz hervorragend. Und ja, das neue Album ist genauso gut. Vormerken! 

Micha Schlüter - "Stuttgart Calling"

Rein von der Optik her sind die kahlen Bäume natürlich keine Kulisse für einen Sommersong, aber Micha Schlüters Song "Stuttgart Calling" kam nunmal im Frühsommer raus und ist auch bewegt genug für die Ferienzeit. Das Turbostaat-Shirt ist toll und am Kernerplatz sollten eh mehr Videos gedreht werden. Zumal der Song ein angenehmer Kontrast zu der popmusikalischen Stuttgart-Seligkeit der letzten Zeit ist, ohne aber alles irgendwie schlecht zu finden. Denn: "Wenn gar nichts anderes geht, dann bleib ich hier". 

Rin - "Oldboy"

Rin äußert sich ja auch ab und an zu seiner schwäbischen Heimat Bietigheim, übrigens die größte schuldenfreie Gemeinde des Landes. Kann man gleich wieder aus dem Gedächtnis streichen, denn mit "Oldboy" liefert Rin wieder autotunemäßig ab. Der Song ist eine tiefromantische Angelegenheit und hat außer der Kulisse so rein gar nichts mit dem doch eher pubertären "Opernsänger"-Zeugs von Yung Hurn zu tun. Ein wunderbares Stück Popmusik mit Sounds zum Genießen:

Noah Kwaku - "Chance"

Ganz ehrlich: Hoffentlich koppelt Noah Kwaku jeden einzelnen Song seiner EP aus. Dann haben wir noch mehr Gründe, dieser unfassbaren Stimme zu lauschen. Und der Band, die sie auf das nächste Level hebt. Dank des Videos zu "Chance" sind wir sogar dabei, wie dieses herrliche Beispiel für modernen, jazzigen, souligen Pop entstanden ist. Ab ins Studio mit euch: 

Körpa Klauz - "Kenn ma"

Ganz andere musikalische Ecke, aber auch Studio-Session: Körpa Klauz. Einer der ungewöhnlicheren Nordbahnhof-Vertreter oder zumindest nicht die Treibender-Teppich-Ecke. Mit seinem Akustik-Album klingt Körpa Klauz fast wie ein schwäbischer Liedermacher - halt mit hübsch ironischen Kommentaren und professioneller "Kenn ma alles scho"-Bruddelei. Ja, für ein Körpa-Klauz-Konzert würden wir sogar ins Laboratorium gehen!

Jake & The Convolution - "Kings of Tomorrow"

Das Album von Jake & The Convolution haben wir hier schon vorgestellt. Das Video zu "Kings of Tomorrow" zeigen wir trotzdem nochmal, weil der Song ein richtiger Ohrwurm ist, wie wir finden: 

Simon mit K - "Less End"

Über den Parkhaus-Dächern von Stuttgartern legt Simon mit K aus dem Stand eine geupdatete Version von akzentfreiem Deutschrap à la Massive Töne oder, moderner, Käpt'n Peng vor. Kopfnicken für Menschen, die das schon in den Neunzigern gut fanden oder mit der Szene sonst gar nix zu tun haben. Uns gefällt's!

Ares - "iPhone"

Zum Schluss beschwören wir noch die Karlsruhe-Stuttgarter Freundschaft. Zwischen diesen beiden Städten pendelt der Rapper Ares nach eigener Aussage. Mit "iPhone" legt er einen fast schon pädagogisch wertvollen Song vor, der auch "Instagram" heißen könnte. Autotune muss sein, aber die Streicher-Hits und der Telefonstimmen-Refrain sind auch schöne Neunziger-Reminiszenzen. Die Aussage ist auch klar: Lieber Mittelmeer-Villa und Nuit Blanche als Social Media. Nur die Namenswahl von Ares könnte beim Googlen zu Missverständnissen führen.