Celia Haller-Klingler hat den neuen Riecker-Raum im Backnanger Graphik-Kabinett konzipiert, der am Freitagabend eröffnet wird. Die Kunsthistorikerin will demnächst über den Sammler Ernst Riecker eine Dissertation schreiben.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Wer den Lebenslauf von Celia Haller-Klingler kennt, wundert sich nicht, dass diese 32-jährige Kunsthistorikerin eingestellt worden ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Galerie der Stadt Backnang und als Leiterin des Grafik-Kabinetts. Obgleich sie im Vorstellungsgespräch vor gut zwei Jahren quasi mit der Türe ins Haus gefallen ist und erklärt hat, dass sie sich gerne ausgiebig mit der Riecker-Sammlung der Stadt – einer Schenkung von rund 1600 Druckgrafiken – beschäftigen würde. Eine Doktorarbeit, das sei ihr Ziel, erklärte sie keck. Ihr heutiger Chef, der Leiter des Backnanger Kulturamts, Martin Schick, war angetan. Celia Haller-Klingler bekam die Stelle.

 

Morgen nun wird ein Meilenstein auf ihrem Weg zur Doktorarbeit eröffnet: der neue Riecker-Raum des Grafik-Kabinetts im Helferhaus auf dem Stiftshof. Die erste kleine Ausstellung mit dem Titel „Merry Maria!“ legt den Fokus auf Mariendarstellungen der Sammlung, die der US-Auswanderer Ernst Riecker seiner Heimatstadt vor genau 100 Jahren vermacht hat. Neun der 14 jetzt gezeigten Blätter sind von Albrecht Dürer. In der Dauerausstellung sollen die Exponate dreimal jährlich gewechselt werden, der Eintritt sei frei, die Stadt erfülle den Wunsch des Stifters, die gesammelten Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, erklärt die junge Wissenschaftlerin, die schon als Kind und Jugendliche ihr Faible für Kunst entdeckte. Sie hatte kaum eine andere Wahl. Denn ihr Vater, Sänger mit Hochschulabschluss und Dermatologe, hatte in Villingen-Schwenningen selbst eine Grafiksammlung.

Aufgewachsen in einer kunstaffinen Familie

Die kleine Celia und ihre zwei Schwestern sind in einer kunstaffinen Familie aufgewachsen. Die Kinder spielten Klavier, bekamen eine Gesangsausbildung. Celia Haller-Klingler hat nach dem Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Musikwissenschaften zwei Jahre als Bauforscherin im Kloster Maulbronn gearbeitet, dann zwei Jahre beim Landesmuseum in Karlsruhe

. Es war ihre Idee, mit der neuen Dauerausstellung zweigleisig zu fahren. Zum einen seien die Werke der Sammlung nun noch viel öfter als bisher zu sehen. Zugleich bereitet die Kabinett-Leiterin ihre Dissertation akribisch vor, denn sie schaut sich die Blätter, die gezeigt werden sollen, ganz genau an. Mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit will die Kunsthistorikerin untersuchen, wie Kunstsammler in Württemberg im 19. Jahrhundert vorgegangen sind, wie es Ernst Riecker vor mehr als 100 Jahren geschafft hat, von den USA aus in Europa fast 2000 Grafiken einzukaufen.

Codierungen auf den Rückseiten der Blätter entschlüsseln

Wer weiß, vielleicht gelingt es Celia Haller-Klingler ja auch, die Codierungen auf den Rückseiten der Blätter zu entschlüsseln. Womöglich, sagt sie, sei das machbar, wenn sie andere Sammlungen unter die Lupe nehme und die Kombinationen aus Buchstaben und Zahlen miteinander vergleiche. Wann und an welcher Uni sie die Doktorarbeit schreiben wird, das steht noch nicht fest. Sicher ist indes, dass die Ausstellungen im kommenden Jahr den Titel „Tierisch!“ tragen werden.

Ausstellung:

Die neue Dauerausstellung im Helferhaus auf dem Stiftshof in Backnang wird am Freitag, 26. Oktober, um 20 Uhr eröffnet und ist bis zum 3. Februar 2019 zu sehen.