117 neue Emojis sollen spätestens ab Herbst allen Handynutzern zur Verfügung stehen. Unter anderem gibt es nun eine Regenbogenfahne sowie mehr geschlechtsneutrale Gesichter. Aber wie kommen die neuen Symbole eigentlich zustande? Wir haben nach Antworten gesucht.

Stuttgart - Im Herbst diesen Jahres ist es wieder soweit: Wie im Januar bekannt gegeben wurde, darf sich die virtuelle Welt über einige neue Emojis freuen (wir berichteten). Insgesamt 117 neue Symbole werden Handynutzer künftig für ihre Nachrichten zur Verfügung haben – darunter auch ein schweizerischer Fonduetopf, ein eiszeitliches Mammut und eine russische Matrjoschka.

 

Interessant ist insbesondere eine grundsätzliche Änderung: Neben männlichen und weiblichen Gesichtern werden ab März vermehrt geschlechtsneutrale Personen verfügbar sein, auch in anderen Bereichen bewegen sich die Softwareentwickler auf die LGBTQ-Community zu.

Aber wer entscheidet eigentlich, welches Symbol in die Emoji-Gemeinde aufgenommen wird? Und kann wirklich jeder ein Emoji beantragen? Wir haben zur Bekanntgabe der Updates die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengetragen.

Wer entscheidet über die neuen Emojis?

Federführend ist das sogenannte Unicode-Konsortium, das seinen Sitz im Silicon Valley hat. Ähnlich dem Deutschen Institut für Normung (DIN) ist es die Aufgabe der Non-Profit-Organisation, einheitliche Standards für die virtuelle Welt zu schaffen. Dank dem Konsortium ist es heute beispielsweise problemlos möglich, einen auf Mac-Computern geschriebenen Text auch auf Geräten der Firma Samsung zu lesen. Dafür muss jedem Zeichen eine bestimmte Codierung zugewiesen werden, die dann von den Herstellern einheitlich in ihre Systeme eingepflegt werden kann. Begonnen hatte das Unicode-Konsortium einst mit einer Standardisierung der herkömmlichen Schriftzeichen. Mit dem Aufkommen der Emojis übernahm es später auch die Codierung dieser Sonderzeichen.

Wie entsteht ein neues Emoji?

Bevor der Endnutzer in die Tasten hauen und sich an den neuen Emojis erfreuen kann, müssen diese zunächst einen langen Auswahlprozess durchlaufen. Mehrere Unterausschüsse des Konsortiums sind in die Entscheidungsfindung eingebunden, ehe die finale Codierung an die Weltöffentlichkeit geht. Unter anderem müssen die Designer der einzelnen Unternehmen ihren Teil zum Kreativprozess beitragen. Trotz der einheitlichen Standards hat jedes Betriebssystem separate Design-Richtlinien, die auch auf Neuzugänge angewendet werden müssen.

Wer kann ein neues Emoji beantragen?

Grundsätzlich kann das jeder. Allerdings gibt es zahlreiche Vorschriften, die bei der Einreichung eines Vorschlags beachtet werden sollten: So muss sich ein zukünftiges Emoji von bereits existierenden Zeichen deutlich unterscheiden, variabel einsetzbar und grafisch kompatibel sein. Sind diese und weitere Kriterien erfüllt, sind die Aussichten auf einen positiven Bescheid des Unicode-Konsortiums schon ziemlich gut. Wer es selbst einmal mit einer Bewerbung probieren möchte, sollte der Kommission am besten auf mehreren Seiten darlegen, warum seine Idee dringend benötigt wird.

Wer entscheidet am Ende über die Aufnahme?

Das Unicode-Konsortium setzt sich zum größten Teil aus Marktführern der Technikbranche zusammen, die gemeinsam über die Aufnahme neuer Emojis in die Datenbanken entscheiden. Zu den Vollmitgliedern gehören die Hightech-Giganten Adobe, Apple, Facebook, Google, Huawei, IBM, Microsoft, Netflix, Oracle und (als einziger deutscher Vertreter) SAP. Hinzu kommen Ministerien und Regierungsvertreter, wie beispielsweise vom omanischen Ministerium für religiöse Angelegenheiten, das ebenfalls Vollmitglied ist. Außerdem unterhalte das Konsortium Verbindungen zu weiteren Organisatoren, Regierungen und Firmen, heißt es bei Unicode. Der Verband scheint sich Mühe zu geben, eine größtmögliche Bandbreite an Meinungen zu hören, ehe das Urteil über neue Emojis fällt.