Der Optikkonzern hat allein am Firmensitz Oberkochen 600 offene Arbeitsplätze im Bereich Halbleiter. Dank des Erfolgs der neuartigen EUV-Lithografie hat das Technologieunternehmen die Corona-Pandemie bisher offenbar gut gemeistert.

Stuttgart - Während viele Unternehmen massiv unter dem konjunkturellen Abschwung, der durch die Corona-Pandemie noch verschärft wurde, leiden und sparen, sucht der Optikkonzern neue Mitarbeiter. Allein am Firmensitz in Oberkochen (Ostalb) gebe es 600 offene Stellen im Halbleiterbereich, wirbt Karl Lamprecht, seit April 2020 Chef von Zeiss. Schon im vergangenen Geschäftsjahr – es endete am 30. September – hat der Konzern die Belegschaft deutlich aufgestockt. Weltweit stieg die Zahl der Mitarbeiter um 900 – davon 400 an den deutschen Standorten – auf mittlerweile 32 200 Arbeitsplätze.

 

25 Jahre hat es gedauert, bis die Technologie marktreif war

Der Aufbau findet vor allem im Geschäftsbereich Halbleiter statt. Hier hat Zeiss Erfolgsgeschichte geschrieben – die freilich mit zahlreichen Problemen gespickt war. Rund 25 Jahre hat es gedauert, bis diese neuartige EUV-Lithografie marktreif war. Damit können energieeffizientere Chips mit deutlich feineren Strukturen hergestellt werden. Auch der Verbraucher – zumindest wenn er die aktuelle Smartphone-Generation besitzt – profitiert unmittelbar davon, weil etwa das Speichern von Bildern dann weniger Energie benötigt. Diese neue Technologie – für die Zeiss und seine Kooperationspartner Trumpf sowie Fraunhofer mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet wurden – hat Zeiss in diesem Geschäftsbereich ein kräftiges Wachstum von zwölf Prozent im vergangenen Geschäftsjahr beschert – und damit maßgeblich dazu beigetragen, dass die Oberkochener relativ gut durch die Corona-Krise kamen.

Die Wettbewerber sind ausgestiegen

Zeiss und seine Partner dürften auch in den nächsten Jahren deutlich von der Technologie profitieren. Wie groß der Markt ist, sagt Lamprecht nicht. Aber es gebe weltweit kein einziges Unternehmen, dass diese Lithografie beherrsche – „unsere Monopolstellung ist technologisch erarbeitet“. Nikon und Canon als „klassische Wettbewerber“, so Lamprecht, seien aus diesem Markt bereits ausgestiegen. Und Zeiss arbeitet bereits „mit Hochdruck“ an der nächsten Generation. Der Zeiss-Chef schätzt, dass bereits Milliarden Euro in die neue Generation investiert wurden. Wann sie kommt, sei nicht abzusehen, es sei eine Technologie „an der Grenze des Machbaren“. „Fast stündlich“ gebe es Herausforderungen, sagt Lamprecht. Rückschläge ließen sich bei einer so komplexen Technologie nicht vermeiden. „Aber wir werden es schaffen, da bin ich sehr sicher“, fügte er hinzu.

Das Brillengeschäft habe unter dem Lockdown gelitten

Das Halbleitergeschäft ist mit einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro mittlerweile der größte Geschäftsbereich. Alle anderen Bereiche – dazu gehören die industrielle Messtechnik, die Medizintechnik sowie Konsumprodukte wie Mikroskope und Brillen – mussten im vergangenen Geschäftsjahr Corona-bedingt Umsatzrückgänge zwischen fünf und acht Prozent verbuchen. So sei etwa die Medizintechnik belastet, weil Operationen verschoben wurden. Das Brillengeschäft habe unter dem Lockdown gelitten. Der Konzernumsatz ist leicht um zwei Prozent auf 6,3 Milliarden Euro gesunken. Der Auftragseingang liegt über Vorjahr. Der Gewinn ist zwar geschrumpft, aber die Ebit-Marge – das Ergebnis vor Steuern und Zinsen gemessen am Umsatz – liegt noch bei 15 Prozent.

„Ob Zeiss wächst, ist keine Frage“

Im laufenden Geschäftsjahr sieht Lamprecht zwar Risiken für das Unternehmen. Unklar sei aber, wie stark die Pandemie die Entwicklung beeinflusse. „Ob Zeiss wächst, ist keine Frage. Wir werden weiterwachsen“, sagt er. Er rechnet mit einem leicht steigenden Umsatz.