Viele Kinderbuchverlage reagieren auf die Klima- und Umweltdiskussionen. Wir haben uns umgeschaut und stellen exemplarisch vier Bücher vor.

Stuttgart - Die Botschaft ist angekommen. In der deutschen Regierungspolitik noch sehr partiell – auf der Suche nach harmlosen Kompromissen –, in der Bevölkerung aber durchaus. Kein Wunder, dass auch Kinderbuchverlage in diesem Herbst auf die Themen Klima, Umwelt und Müllvermeidung setzen. Wir haben uns umgeschaut und stellen exemplarisch vier Bücher vor.

 

Die ersten beiden kreisen um Greta Thunberg, die den diesjährigen Friedensnobelpreis zwar nicht erhalten hat, mit ihren 16 Jahren aber nominiert war. Wer ist das schwedische Mädchen, das fast zwei Millionen Teenager inspirierte, freitagmorgens statt in die Schule auf die Straße zu gehen, um für das Klima zu demonstrieren? Die den Hashtag #FridaysforFuture initiierte und als Aktivistin vor den mächtigsten Politikern der Welt in Brüssel und New York das aussprach, was diese nicht hören wollen? Deren Mahnen wachrüttelt und Gehör findet, deren Entschlossenheit beeindruckt, deren Handeln inspiriert und das weltweit, junge wie alte Menschen? Über das Phänomen Greta Thunberg wird in den Medien viel berichtet, auch ihre Familie hat ein Buch geschrieben. „Szenen aus dem Herzen“ (S. Fischer) schildert die persönliche Situation mit Blick auf Gretas Asperger-Syndrom jedoch weitgehend aus mütterlicher Sicht.

Ohne Personenkult

Für Kinder, die das Idol einer neuen politischen Jugendprotestbewegung und deren Inhalte kennenlernen und verstehen wollen, gibt es eine wachsende Zahl an Sachbüchern. Die beiden folgenden nähern sich dem Thema, ohne in Personenkult zu verfallen, und machen deutlich: Hier geht es um die Sache. Entsprechend fällt der informative Teil deutlich größer aus als der biografische.

So startet der handliche Band „Unsere Zukunft ist jetzt“ mit Gretas Geschichte, die, leicht lesbar, durch Originalzitate aufgelockert und von ganzseitigen, vierfarbigen Illustrationen begleitet wird. Den Hauptteil stellen jedoch ein Klima-Glossar und das Kapitel „Greta, das Klima und du“, welches Leser über wissenschaftliche Zusammenhänge informiert und über Möglichkeiten, das eigene Leben klimafreundlicher zu gestalten.

Solides Basiswissen

„Mein Name ist Greta“ für Ältere geht das Thema Klimakatastrophe deutlich komplexer an. Achtzehn Kapitel nehmen sich der wirtschaftlichen, ökologischen, politischen Aspekte an, berücksichtigen Nachhaltigkeit und untermauern das Ganze durch wissenschaftliche Erkenntnisse. Wer sich mit diesem soliden Basiswissen schlau gemacht hat, kann mitreden und ist handlungsfähig. Genau darum geht es den Autoren: Kinder und Jugendliche genauso ernst zu nehmen wie das Thema.

Was jeder leisten kann

Eine Kindergeburtstagsparty mit eingepackten Geschenken, Luftballondeko und viel zu vielen Essensleckereien macht Freude. Doch der Müllberg am Schluss ist auch nicht ohne. Ganz nah am Alltag von Kindern dockt das erzählerisch gestaltete Bilder-Sachbuch „Alles auf Grün!“ von Liz Gogerly an. Vier etwa achtjährige Freunde beschließen, sich für die Umwelt einzusetzen. Da gibt es viele Möglichkeiten, zumal wenn man eine ökologisch geprägte Lehrerin hat, die das Ansinnen der Kids in der Schule fördert.

Neben der idealtypischen umweltbewussten Schule mit ambitioniertem Schulkoch und Kunstlehrern, die Aktionen unterstützen, wie aus Plastikflaschen ein Bowling-Set zu kreieren – Stichwort „Upcycling“ –, geht es auch um das, was jeder selbst leisten kann: Sich nicht mit dem Auto herumkutschieren lassen, sondern das Fahrrad und den öffentlichen Nahverkehr nutzen, kein Papier verschwenden, Stifte gebrauchen, bis sie wirklich leer sind, Filme streamen (Lieblingstipp der Rezensentin) oder gebrauchte DVDs zu kaufen und vieles mehr. Die flächigen, comicartigen Bilder von Miguel Sanches vermitteln Emotionen wie Ratschläge gleichermaßen griffig. Jede Menge Sachinformationen vom Kohlendioxid bis zum Ökostrom zeigen, was Sache ist und was wir tun können. Wiederverwertung, Tauschhandel, Müllvermeidung, energiesparendes Verhalten – alles kommt hier kindgerecht und pragmatisch daher.

Einfach mal an den Gewohnheiten rütteln

Ganz handfest geht es auch in „Plastik? Probier’s mal ohne“ von Dela Kienle zu. Was sind eigentlich Kunststoffe? Wie und warum wurden sie erfunden? Wieso treiben jetzt Berge an Mikroplastik im Meer? Was bedeutet das für unseren Planeten, und wie können wir Schäden eindämmen?

Dieses Büchlein birgt eine Fülle an Hintergrundinformationen und praktischen Hinweisen – nicht nur für Kleine. Horst Hellmeiers witzige, sprechende Illustrationen machen ebenso Mut wie die Texte und Tipps, einfach mal an den Gewohnheiten zu rütteln und dabei ganz neue Erfahrungen zu machen – etwa „Süßkram“, der ja gerne aufwendig verpackt ist, selbst herzustellen.

Alle diese Bücher – und viele weitere zum Thema – setzen bei den Jüngsten an. Das erscheint schon deshalb sinnvoll, weil Kinder im Unterschied zu manchen von uns Erwachsenen noch nicht in der wissenden Ignoranz um die drängenden Probleme feststecken, sondern offen für andere Alltagslebensformen sind.

Infos zu den Büchern

Claus Hecking, Charlotte Schönberger, Ilka Sokolowski, Franziska Viviane Zobel (Illu.): Unsere Zukunft ist jetzt! Kämpfe wie Greta Thunberg fürs Klima. Oetinger Verlag 2019. 96 Seiten, 10 Euro. Ab 8

Valentina Giannella, Manuela Marazzi (Illu.): Mein Name ist Greta. Das Manifest einer neuen Generation. A. d. Italienischen. v. Claudia Koch, Kathrin Lichtenberg. Midas Verlag 2019. 128 Seiten, 12,80 Euro. Ab 10.

Liz Gogerly, Miguel Sanchez (Illu.): Alles auf Grün! Wie du der Umwelt helfen kannst. A. d. Englischen von Maria Zettner. Gabriel Verlag 2019, 48 Seiten. 13 Euro. Ab 6.

Dela Kienle, Horst Hellmeier (Illu.): Plastik? Probier’s mal ohne! Carlsen Verlag 2019, 48 Seiten, 5 Euro. Ab 8.