Bettina Konrad leitet die Wilhelmschule. Die Grundschulrektorin hat das Amt in einer denkbar schwierigen Zeit für Schüler und Eltern übernommen. Umso wichtiger ist ihnen das farbige Zeichen, das die Chefin Tag für Tag setzt.

Ditzingen - Einer schwarz, einer rot. Ob Ballerinas oder Chucks, ob modisch oder sportlich. Gleichwohl: es muss nicht schwarz und rot sein. Es darf auch schwarz und weiß sein. Oder eine andere Farbe. Hauptsache zweifarbig, Hauptsache unterschiedlich.

 

Wenn Bettina Konrad verschiedenfarbige Schuhe trägt, ist die Welt in Ordnung. Zumindest für die Wilhelmschüler, deren Eltern, für die Lehrer – kurzum: die Schulgemeinschaft. Oder inzwischen doch für einen viel größeren Kreis? „In Ditzingen darf es nicht mehr anders sein“, sagt die 43-Jährige. Das sei nicht immer einfach, etwa wenn sie in der Öffentlichkeit stehe, räumt sie ein. In der Sitzung des Finanzausschusses war es diese Woche nicht anders. Doch inzwischen wisse jeder im Ort, dass die verschieden farbigen Schuhe für ihre gute Laune stehen. Das Lächeln, das sie ihrem Gegenüber damit ins Gesicht zaubert, räumt den Zweifel vorher aus dem Weg. Denn das Signal, das sie damit aussendet, erreicht jeden, Kinder wie Erwachsene.

An ihrer früheren Schule hatte sie damit begonnen, es war ihre Möglichkeit, Jugendliche für den Unterricht zu gewinnen. Die positive Grundstimmung nun an ihrer Schule zu erzeugen, ist ihr wichtig. Nicht nur, weil es den Alltag grundsätzlich leichter macht. Es hilft ihr, der Gemeinschaft, die lange von Trauer und Unruhe geprägt war, Zuversicht zu geben.

Plötzlich an der Spitze der Schule

Konrad übernahm die Schule nach dem plötzlichen Tod ihrer Vorgängerin Irmgard Kißling. Konrad war Konrektorin gewesen, sie hatte wissen wollen, ob ihr, der Lehrerin, es liegen würde, eine Schule zu leiten. Nun oblag es ihr, die Schulgemeinschaft zusammenzuhalten, mit ihr gemeinsam große Emotionen zu durchleben. „Es hat uns zusammengeschweißt“, sagt die Pädagogin, die in Ludwigsburg aufwuchs, in Ludwigsburg auch studierte.

Ihre Grundhaltung wurde dadurch nur noch bestärkt. Alles, was sie macht, sei einem Ziel untergeordnet: „Alles für die Kinder“. Sie seien die Zukunft.

Für Konrad heißt das auch, mit den Kindern zu reden, nicht nur über sie: „Sie sind nicht weniger wert, weil sie nicht erwachsen sind.“ Das bedeute nicht, dass man sie alles machen lasse. Aber „angeleitet kann man sie ganz viel machen lassen“.

Konrad setzt auf das Erklären, um zu überzeugen. Auch auf die Transparenz im Handeln. So hält sie es auch mit den Eltern ihrer mehr als 300 Schüler, ihren 28 Kollegen und 15 Jugendbegleitern, die ebenfalls zur Schulgemeinschaft gehören.

Von Markgröningen nach Ditzingen

Im Herbst 2016 war Konrad von der Ludwig-Heyd-Schule in Markgröningen nach Ditzingen gekommen, vergangenen Herbst wurde sie als Rektorin eingesetzt. Man habe sie mit offenen Armen aufgenommen, erzählt sie. Das habe ihr geholfen. Diese Offenheit lebt sie auch selbst, jetzt, da die Schulgemeinschaft zur Ruhe gekommen ist. Klassenlehrerin kann sie als Schulleiterin nicht mehr sein. Doch das Bedauern darüber wird überlagert von der Freude an der Hausforderung. Ihr Blick ist nach vorne gerichtet, daran lässt sie keinen Zweifel.

Gleichwohl lässt sie sich auch nicht unter Druck setzen von einer Zukunft voller Ungewissheit: Die Wilhelmschule soll mittelfristig mit der Konrad-Kocher-Schule zusammengelegt werden, der Standort aufgelöst werden. Das hatte der Gemeinderat vor einiger Zeit im Rahmen der Schulentwicklung beschlossen.

Doch bis diese Entscheidung umgesetzt wird, kann es noch eine ganze Grundschulgeneration dauern. Es sei ruhiger geworden, sagt Konrad. Das hilft ihr, das hilft den Kollegen – das hilft vor allem den Schülern.