Bei der Umgestaltung der Schmidener Ortsmitte hat eine Umfrage des Gewerbevereins ein eindeutiges Ergebnis gebracht: Nur ein einziger Unternehmer wünscht sich eine zeitliche Streckung der mindestens bis 2024 laufenden Bauarbeiten.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Schmiden - Bei der Umgestaltung der Ortsmitte von Schmiden nehmen sich die benachbarten Einzelhändler offenbar einen längst vergessen geglaubten Sponti-Spruch zu Herzen: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, heißt die Devise, wenn es um die Frage nach einer zeitlichen Streckung der seit Monaten andauernden Bauarbeiten geht.

 

Die überwältigende Mehrheit aber sieht in einer immer wieder verzögerten Fertigstellung keine Lösung

Das geht aus den Rückmeldungen hervor, die der Gewerbeverein Schmiden auf eine Umfrage zur Dauerbaustelle erhalten hat: Nur ein einziger Einzelhändler würde sich längere Erholungspausen zwischen den einzelnen Bauabschnitten wünschen. Die überwältigende Mehrheit aber sieht in einer immer wieder verzögerten Fertigstellung keine Lösung. „Es ergibt sich ein klares Bild, das auch durch eine Vielzahl flankierender Gespräche gestützt wird“, sagt Volker Kurz, der Vorsitzende des Gewerbevereins. Auch Unternehmer, die nicht konkret an der Umfrage teilnahmen, hätten einhellig die Meinung vertreten, dass die Bauabschnitte zügig und wie geplant umgesetzt werden sollten.

Das deckt sich mit Rückmeldungen von Einzelhändlern, bei denen die Bagger direkt vor der Ladentüre stehen. „Lieber Augen zu und durch“, hatte erst jüngst die Bäckereibesitzerin Ines Grau zu Protokoll gegeben – nicht ohne eindringlich auf die durch Lärm, Dreck und gesperrte Parkplätze ausgelösten Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent hinzuweisen. „So eine Baustelle ist für uns tödlich“, erklärte Grau. Ein Schwachpunkt der jetzt erfolgten Umfrage ist allerdings, dass das Ergebnis auf wenig Rückmeldungen fußt: Von den 135 angeschriebenen Betrieben sandte nicht mal ein Viertel auch eine Antwort.

Bisherige Planung ist, dass die aktuell laufenden Arbeiten im Frühjahr abgeschlossen werden

Die Idee, mit der zeitlichen Streckung auch den Gewerbetreibenden und ihren Kunden etwas Luft zu verschaffen, war kurz vor Weihnachten in der Stadtpolitik aufgekommen. Für die Überlegung hatte sich unter anderem CDU-Fraktionschef Jörg Schiller stark gemacht – verbunden mit der Bitte, das Meinungsbild tatsächlich auch vor Ort abzufragen. Doch schon die Stadtwerke Fellbach hatten sich über eine Verschiebung der Baustelle mit Blick auf das ein Jahrhundert alte Kanalnetz im Untergrund sehr skeptisch geäußert und auf die Gefahr plötzlicher Rohrbrüche verwiesen. Auch im Gewerbeverein sorgte der Vorschlag nicht gerade für spontane Begeisterung. Befürchtet wurde, dass eine zeitliche Streckung höhere Kosten erzeugt und die einzelnen Abschnitte buchstäblich zu Stückwerk macht. Wie es mit der Bau-stelle weitergeht, müssen freilich die Stadträte entscheiden. Bisherige Planung ist, dass die aktuell laufenden Arbeiten im Frühjahr abgeschlossen werden. Spätestens im Mai soll die Umgestaltung vor dem Bauprojekt „Neue Mitte“ mit verbreiterten Gehwegen und einem farblich abgehobenen Pflasterbelag fertig sein. Im Zeitplan für die Baustelle ist dann ohnehin eine Pause für die Ausarbeitung konkreter Pläne kalkuliert, erst 2021 soll es mit der Remstalstraße weitergehen. Gar für 2023 ist als dritter Bauabschnitt der Bereich beim früheren Rathaus vorgesehen, 2024 könnte nach bisherigem Zeitplan die Gestaltung der Butterstraße und Jakobstraße folgen – auch ohne eine Baupause also viel Zeit mit Lärm und Dreck.