Der Verein Aufbruch Stuttgart will unbedingt eine neue Oper auf dem Gelände des Königin-Katharina-Stifts und lobt dafür einen eigenen Architektenwettbewerb aus. Die Stadt hält dagegen.

Stuttgart - Eine Gegenstimme, sechs Enthaltungen: 333 der mittlerweile 720 Mitglieder des Vereins Aufbruch stimmten bei einer außerordentlichen Versammlung im Hospitalhof dafür, in eigener Regie, auf eigene Kosten und unabhängig von der Stadt einen architektonischen und städtebaulichen Wettbewerb zur Gestaltung des Kulturquartiers auszuloben. Als „Bombe“ bezeichnete der Vereinsvorsitzende Wieland Backes die Abstimmung.

 

Mit dem Votum stellt der Verein die bisherigen Pläne der Opernsanierung und einer Interimsspielstätte im ehemaligen Paketpostamt infrage. Stattdessen solle neben dem Schauspielhaus eine neue Oper gebaut werden – etwa dort, wo das denkmalgeschützte Königin-Katharina-Stift steht. Dieses könne in die ehemaligen Räume der Neckar-Realschule ziehen. Doch genau dies lehnen Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) strikt ab. Aus Sicht der Spitzenpolitiker hat das Königin-Katharina-Stift Bestandsschutz.

Der Verzicht aufs Interim soll 150 Millionen Euro bringen

„Wir glauben, dass die bisher geplante Opernsanierung ein Fass ohne Boden ist, das unnötig viel Geld für wenig Gegenwert verschlingt“, so Backes. Die Kosten der Opernsanierung, die sich Stadt und Land teilen, seien nicht kalkulierbar. Bisher wurden für die Sanierung und Erweiterung des Opernhauses, die nun auf Ende 2023 beziehungsweise Anfang 2024 avisiert ist, Kosten von 340 bis 500 Millionen Euro genannt. Für die Interimsspielstätte geistern 55 Millionen Euro durch die Lande.

Laut Arno Lederer, ebenfalls Aufbruch-Vorstand, könnten mit einem Neubau bis zu 150 Millionen Euro gespart werden, weil man auf das Interim verzichte. Der Neubau könne fertig sein, bis die Sanierung des Littmannbaus 2023 beginne. In letzterem könnte zukünftig das Ballett allein tanzen – oder auch ein Konzertsaal entstehen, sagte der Architekt. Dieses Juwel brauche einen ansehnlicheren Zugang. Mit Zeichnungen zeigte er, wie Urbanstraße und Konrad-Adenauer verzahnt werden können, wie dies schon Staatsgalerie-Architekt James Stirling wollte. So habe das Katharina-Stift in der Neckar-Realschule beste Möglichkeiten, sich auszubreiten. „Sonst ist es eingeklemmt zwischen Kulissenbau der Oper und Turnhalle.“

Zweifel an den Plänen auch aus den eigenen Reihen

Das sah eine Vertreterin des Gymnasiums anders. Und Aufbruch-Vorstandsmitglied Felix Fischer, Manager des SWR-Symphonieorchesters, bezweifelte, dass der Littmannbau einen guten Konzertsaal abgebe. Alles sei offen beim Ideenwettbewerb, betonte Lederer. „Wir wollen Alternativen zur bisherigen Planung zeigen.“ Angedacht ist, den Wettbewerb so durchzuführen, dass es bis Herbst ein Ergebnis gibt. „Wir werden wohl 50 000 Euro benötigen, als Untergrenze“, so Backes. Er spendete 1000 Euro, ein Mitgliederpaar erklärte sich bereit, zehn Prozent der Kosten zu übernehmen. „Das ist keine Aktion gegen die Stadt, sondern ein Stück lebendige Demokratie“, betonte Backes.

Auch die Stadt bereitet einen städtebaulichen Wettbewerb zur Kulturmeile beziehungsweise zum Kulturquartier vor. Laut Baubürgermeister Peter Pätzold soll die B 14 neu geplant werden, und zwar vom Gebhard-Müller-Platz bis zum Österreichischen Platz, deutlich weiter also als vom Verein Aufbruch geplant. Raum und Verkehr sollen integriert betrachtet, neue Lösungen geprüft werden. „In den nächsten Wochen wird das im Ausschuss für Umwelt und Technik besprochen, der Verwaltungsrat der Staatstheater tagt am 18. Mai“, so Sven Matis, Sprecher der Stadt Stuttgart. „Wir konzipieren dann Beteiligungsformate, damit die Bürger und auch der Verein Aufbruch Wünsche, Bedürfnisse, Ideen einbringen können.“