Zwei Beschränkungen werden der Gastronomie von Donnerstag, 28. Januar, an erspart: Die Sperrstunde fällt weg sowie die Testpflicht für Geimpfte und Genesene.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Auf diesen Moment hat Stephanie Eichstädter gewartet: Sobald die Sperrstunde in Baden-Württemberg fällt, wird die Bar Paul & George wieder eröffnen. Die Weihnachtspause des Lokals in der Altstadt dauert schon seit Mitte Dezember an. Mit den frühen Schließzeiten hatte sich der Betrieb nicht gelohnt, weil die Gäste ihre Cocktails nicht früher getrunken hätten. „Jetzt können wir wieder durchstarten“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin. Die Aufhebung der Sperrstunde und der Testvorschrift für geimpfte und genesene Gäste wird in der Branche begrüßt. Die Restaurant- und Barbetreiber in Stuttgart rechnen jetzt wieder mit mehr Gästen.

 

Ein Schritt in Richtung Normalität

„Jede Beschränkung, die wegfällt, ist ein Schritt in Richtung Normalität“, sagt Sofia Antoniadou. Die Inhaberin vom Restaurant Reiskorn in der Innenstadt hatte zwar unter der Woche weniger ein Problem damit, bereits um 22.30 Uhr Schluss machen zu müssen. Aber am Wochenende sei es für die Gäste eine unentspannte Situation gewesen. „Und mit jeder Beschränkung ging auch der Umsatz zurück“, berichtet sie. Denn sie hätten immer auch den Effekt, Angst und Sorge vor einem Restaurantbesuch auszulösen. Für jede Regel weniger ist die Restaurantinhaberin deshalb dankbar, denn sie hätten existenzielle Auswirkungen.

Hoffnung auf ein wenig Aufschwung

Sofia Antoniadou kann für das Reiskorn die Statistik des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) bestätigen: Der Umsatz ihrer Branche ist in Baden-Württemberg im Vergleich zu 2019 um 54 Prozent zurückgegangen. Wie Paul & George waren 21 Prozent der Lokale Mitte Januar geschlossen. Der Stuttgarter Dehoga-Sprecher Daniel Ohl geht deshalb von einer hohen und tendenziell steigenden Zahl von Beschäftigten in der Kurzarbeit aus. Bei Breuninger soll in den Restaurants die Arbeitszeit von Februar an um 15 Prozent reduziert werden, heißt es aus Mitarbeiterkreisen. Das Unternehmen will sich aktuell weder zur Auslastung seiner Lokale noch zu den Lockerungen äußern. Daniel Ohl hofft auf ein wenig Aufschwung: Vor allem der getränkeorientierten Gastronomie, aber auch den anderen Gastronomie-Segmenten dürfte die Abschaffung der Sperrstunde wieder mehr Gäste bringen.

Die Sperrstunde schafft eine stressige Situation

„Es ist sehr gut, wenn die Sperrstunde fällt“, sagt Olaf Sperling. Zwei Gründe führt der Inhaber des Lokals Walther in der Calwer Straße an, das sowohl Café als auch Bar ist: Einerseits könnten seine Gäste länger sitzen bleiben und würden sich nicht hinterher zu privaten, weniger kontrollierten Feiern treffen, wie er es oft mitbekommen habe, und andererseits sei damit eine stressige Situation abgeschafft worden. „Dass alle Gäste fast gleichzeitig und pünktlich raus müssen, ist sehr aufwendig und für niemanden schön“, sagt Sperling. Mit den Testregeln hatte er dagegen weniger Probleme, weil fast alle seiner Gäste geboostert seien.

Wie lange Walther künftig geöffnet bleiben wird, hängt vom Betrieb ab. Bislang seien die Wochenenden gut besucht gewesen, möglicherweise bestehe wegen der geschlossenen Nachtclubs ein Bedarf nach Alternativen, sagt der Wirt. Stephanie Eichstädter von Paul & George gibt der Bar noch eine Anlaufzeit – auch um sicherzugehen, dass sich die Vorschriften nicht wieder ändern. Von 3. oder 4. Februar an sollen in der Bar dann wieder Cocktails gemixt werden.