Die staatliche Toto-Lotto GmbH sollte den bisher illegalen Anbietern Konkurrenz machen, meint ihr Chef Georg Wacker. Die Einigung der Bundesländer auf einen neuen Glücksspiel-Staatsvertrag macht’s möglich. Baden-Württembergs Spielbank wartet noch ab.

Stuttgart - Baden-Württemberg will die jüngste Einigung der Bundesländer auf einen neuen Glücksspielstaatsvertrag aktiv nutzen und ab Mitte kommenden Jahres virtuelle Automatenspiele im Internet anbieten. Dies sagte der Geschäftsführer der Staatlichen Toto-Lotto GmbH, Georg Wacker, unserer Zeitung.

 

„Es geht nicht um Wachstum um jeden Preis, aber wir sehen uns in der Pflicht, auch auf diesem Feld eine Art Grundversorgung anzubieten, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist“, so der frühere CDU-Staatssekretär im Kultusministerium, der seit 2018 an der Lotto-Spitze steht.

Außerdem sei das Geschäft in den klassischen Annahmestellen – davon gibt es noch rund 3100 im Land – mittelfristig rückläufig. Mit dem Online-Glücksspiel, für das bisher nur Schleswig-Holstein Lizenzen vergibt, lasse sich dieser Rückgang kompensieren. Bereits jetzt verfüge die Toto-Lotto GmbH über rund 300 000 registrierte Kunden im Online-Bereich. Tendenz: wachsend.

Was machen die Spielbanken?

Wacker verweist auf die große Zahl von illegalen Anbietern im Internet, die allein im vergangenen Jahr deutschlandweit rund 2,6 Milliarden Euro an Bruttospielerträgen verbucht hätten. Diese hätten wegen ihres großen Kundenstamms zwar einen Startvorteil, doch könne die Staatliche Toto-Lotto GmbH ihr Renommee, hohe Sicherheitsstandards und modernste Technik dagegen setzen.

Bis zum Sommer 2021, wenn die neue rechtliche Grundlage trägt, soll in der Lotto-Zentrale in der Stuttgarter Nordbahnhofstraße auch die Computertechnik so weit sein, dass man schnell auf neue Trends reagieren kann. Wacker: „Nur wir können den bisher illegalen Anbietern wirklich Konkurrenz machen.“ Deshalb sei es wichtig, dass auch die Toto-Lotto GmbH als seriöser staatlicher Anbieter ins Internet könne.

Technisch sieht Wacker sein Haus in der Lage, alle drei der künftig legalen Online-Spiele anzubieten: Casinos (etwa Roulette), Poker sowie Automatenspiele. Der neue Staatsvertrag schreibe jedoch vor, dass nicht ein- und derselbe Anbieter mit allen drei Produkten auf den Markt gehe. Außerdem sei dies wirtschaftlich nicht sinnvoll. Roulette oder Poker will Wacker also seinen Kollegen von der Staatlichen Spielbank überlassen: „Es wäre klug, wenn sich jeder auf seine Stärken konzentriert.“

Hohe Regelungsdichte

Baden-Württembergs Spielbank-Chef Otto Wulferding zögert allerdings noch, ins Online-Geschäft einzusteigen: „Wir können uns das vorstellen, wollen das aber erst einmal in Gedanken durchspielen.“ Er freue sich zwar, dass die Politik eine Einigung erzielt habe, wolle aber zunächst die genauen Bedingungen erfahren, um das Ganze wirtschaftlich bewerten zu können.

Ob das geordnete Online-Glücksspiel tatsächlich solche Zocker anlockt, die bisher bei illegalen Anbietern gespielt haben, ist unter Experten umstritten. Immerhin ist eine Registrierung Pflicht. Außerdem sollen zum Schutz vor den finanziellen Folgen die Einzahlungen limitiert werden: 1000 Euro pro Monat. Gerade für Casino-Fans sei dieser Betrag kaum attraktiv, glaubt Wulferding.

Der sei eher für das „kleine Glück“ gedacht, also für das Automatenspiel. Dennoch glaubt auch der Stuttgarter Spielbank-Chef: „Wir müssen den Illegalen etwas Legales entgegensetzen.“ In anderen Ländern wie etwa Dänemark zeige sich, dass das funktioniere.

Rubbellose schon demnächst online

Die Chefs der Staatskanzleien der 16 Bundesländer hatten sich in der vergangenen Woche nach langen Verhandlungen auf eine Reform des deutschen Glücksspielmarktes geeinigt. Der rund 70 Seiten lange Anhörungsentwurf des Staatsvertrags soll nun im Februar in die mündliche Anhörung gehen, ehe sich Anfang März die Ministerpräsidentenkonferenz damit befasst.

„Wir gehen davon aus, dass es keine wesentlichen Änderungen mehr geben wird“, sagt Wacker. Wenn alle 16 Landtage zugestimmt haben, kann der Vertrag Ende Juni 2021 in Kraft treten.

Schon im kommenden März will die Toto-Lotto GmbH Rubbellose online anbieten. Das Innenministerium als Aufsichtsbehörde habe dafür jetzt eine Ausnahmegenehmigung erteilt, sagte Wacker. Denn auch andere Länder hätten diese Lose im Angebot. Bislang mache der Online-Umsatz gerade einmal 15 Prozent aus. Wacker: „Da haben wir noch Luft nach oben.“