„Weiblich. Männlich. Energie!“ ist das Motto, dass sich beim neuen Ludwigsburger Theatersommer durch alle Abendstücke zieht. Die Hauptakteure sind Feministen und Machos.

Ludwigsburg - Eine verstaubte Operette, geht denn das? Die Geschichte von der mannstollen Malwine und dem Bärbele aus dem idyllischen Schwarzwalddorf? Angespornt von dem Überraschungserfolg mit dem „Weißen Rössl“ im Vorjahr bringt der Ludwigsburger Theatersommer jetzt „Das Schwarzwaldmädel“ auf die Bühne. Allerdings sind die Bäume in diesem Wald eher neonfarben, auch sonst ist die Geschichte ganz schön grell. Am Freitag, 14. Juni, aber beginnt die Open-Air-Saison im Clussgarten erst einmal mit einer Feminismus-Komödie.

 

Scharf auf Macker

Als Motto für die neue Spielzeit hat der künstlerische Leiter Peter Kratz die Schlagworte „Weiblich. Männlich. Energie!“ ausgegeben. Und tatsächlich zieht sich die Debatte über Rollenklischees und -ideale durch alle vier Stücke im Abendprogramm. Mit einem aber preschen die Theatermacher ganz deutlich in Richtung Geschlechterdebatte und gendergerechte Sprache: Mit „How to date a Feminist“, einer britischen Erfolgskomödie.

Das Stück von Samantha Ellis, das Londoner Off-Theatern drei Jahre lang ausverkaufte Vorstellungen bescherte, holt viel Witz aus schrägen Paartypologien: Hauptfiguren sind ein Mann, der bekennender Feminist ist, während seine Frau scharf auf echte Macker ist. Und natürlich möchte sie ihn und er sie umerziehen. Premiere hat das Stück am 14. Juni.

Gespaltene Persönlichkeit

Ebenfalls komödiantisch – aber mit sehr viel Gesang – kommt das „Schwarzwaldmädel“ daher. Wirklich originalgetreu sind nur noch die Libretti, allerdings werden sie mit Musik aus der Disco-Ära unterlegt, weshalb die Inszenierung nun „Das Schwarzwaldmädel im Saturday Night Fever“ heißt (Premiere am 24. Juli). Im Übrigen wurde die Story stark verändert. „Das ist reines Musiktheater“, sagt Kratz. „Glücklicherweise haben wir dafür auch eine professionelle Musicalsängerin gewinnen können.“ Aber nicht nur sie, auch die übrigen Schauspieler werden live auf der Bühne singen – zur Musik von Bee Gees und Co.

Dramatischer wird sicher der Ausflug in das Magische Theater in Hermann Hesses „Steppenwolf“ (Premiere am 26. Juni). Die Hauptfigur Harry Haller widert seine bürgerliche Existenz so an, dass er Selbstmord begehen möchte. Davor aber bewahrt ihn die Begegnung mit einer Prostituierten, die im den Weg in die Boheme weist. Auch hier geht es um verschiedene Rollen – wenn auch nicht nur Geschlechterrollen. Die Romanadaption, in deren Verlauf sich Haller als gespaltene Person erweist, wird auf der Freilichtbühne als Dreipersonenstück aufgeführt. „Der Roman beginnt eigentlich sehr sperrig“, sagt Kratz, „er erklärt sehr umständlich, warum er mit seinem Leben nicht zurecht kommt.“ Im Stück wird viel davon gestrichen: „Wir wollen vor allem zeigen, wie dieser Haller zu leben lernte.“

Theater für Kinder

Als viertes Abendstück kommt eine Wiederaufnahme von „Die Wand“, dem Einpersonenstück nach der Erzählung von Marlen Haushofer. Ebenfalls wieder aufgenommen wird „Momo“ – als Stück für ältere Kinder und Erwachsene (Premiere am 23. Juni). Für die ganz Kleinen gibt es wieder Abenteuer von „Pettersson und Findus“ (Premiere: 4. August).