Die neue Streikdrohung bei der Lufthansa macht klar, dass die Gewerkschaften über die Strategie mitbestimmen wollen. Die Diskussion über die geplante Zweiteilung des Konzerns sollte aber nicht auf dem Rücken der Passagiere geführt werden, meint StZ-Wirtschaftsredakteur Klaus-Dieter Oehler.

Frankfurt - Die Sommerferien sind so gut wie vorbei – und schon geht es bei der Lufthansa wieder los mit der Streikgefahr. Noch vor gut einem Monat hatte sich Konzernchef Carsten Spohr zuversichtlich gezeigt, den seit mehr als einem Jahr anhaltenden Streit mit den Piloten doch noch gütlich beilegen zu können. Man rede wieder miteinander, hatte Spohr gesagt.

 

Doch selbst dem Manager mit Pilotenschein ist es nicht gelungen, seine Berufskollegen davon zu überzeugen, dass die von ihm eingeleitete Strategie einer Aufteilung des Konzerns in eine „klassische“ Lufthansa und einen Billiganbieter der richtige Weg ist, um die Arbeitsplätze aller Lufthanseaten auf Dauer zu sichern. Der Abbruch der Gespräche durch die Pilotenvereinigung Cockpit kam für das Management überraschend – man war sich eigentlich sicher, endlich eine vernünftige Gesprächsebene gefunden zu haben. Doch die Gewerkschaftsfunktionäre fühlen sich nach wie vor benachteiligt, sprechen von Tarifflucht und der Auslagerung von Arbeitsplätzen.

Zumindest eines ist damit jetzt klar. Es geht der Vereinigung Cockpit nicht mehr um die Höhe der Tarifgehälter oder um die Absicherung im Alter, die bisher als Streitpunkte für die Arbeitsniederlegungen – immerhin schon 13 in etwas mehr als einem Jahr - herhalten mussten. Die Gewerkschaften wollen bei der Konzernstrategie mit bestimmen. Natürlich lässt sich darüber diskutieren, ob Spohrs Weg der Zweiteilung richtig und erfolgversprechend ist. Diese Diskussion kann und darf aber nicht auf dem Rücken der Passagiere geführt werden. Es ist schädlich für den gesamten Konzern mit mehr als 100000 Mitarbeitern, wenn die Lufthansa ihren Ruf als zuverlässige Fluggesellschaft verliert, weil niemand mehr sicher sein kann, dass sein gebuchter Flug auch stattfinden wird.