Dunja Hayali vertritt die Moderatorin Maybritt Illner während des Sommers im ZDF. Eigentlich kann sie kompetente Fragen stellen, lässt das in dem neuen Format aber vermissen.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - An Vorschusslorbeeren mangelt es nicht: „Wer sie kennt, der weiß: Die kann fragen“, trompetet der Moderator Christian Sievers kurz vor Ende des „heute journals“, als er die „garantiert spannende“ Nachfolgesendung im ZDF ankündigt. Dunja Hayali kennt man natürlich – als Nachrichtensprecherin und vom „Morgenmagazin“. Nun hilft sie mit dem „Donnerstalk“, viermal die Sommerpause der Polittalkerin Maybritt Illner zu überbrücken. Die Fallhöhe ist also erheblich.

 

Das Konzept sieht ungefähr so aus: Hayali redet jeweils wenige Minuten mit diversen Gästen in unterschiedlichen Formationen und an immer neuen Studioplätzen. Und Hayali recherchiert vor Ort – wie vor der ersten Sendung in Berlin-Marzahn, wo sich die Bürger über ein neues Containerdorf für Asylbewerber aufregen. Im Mittelpunkt des Filmberichts steht dann Hayali selbst – wie es überhaupt eher um sie selbst geht. Speziell auf Facebook wird die 41-jährige Tochter eines irakischen Arztes in übelster Weise beleidigt. Dies verschweigt sie nicht, sondern lässt Studiogäste die Posts verlesen, was allerdings an sprachlichen Schwierigkeiten scheitert.

Langes Gespräch über Hunde

Dann ist da noch der „prominente Gastreporter“, zur Premiere Monica Lierhaus, die jüngst mit dem Bekenntnis polarisiert hatte, dass sie ihre lebensrettende Hirnoperation vor sechs Jahren bereue. Nun stellt sie klar, dass sie nicht lebensmüde sei, sondern zufrieden: „Ich finde das Leben lebenswert.“ Das ist auch ihrem kleinen Hund Pauline zu verdanken, dem auffälligsten Studiogast vor dem AfD-Vize Alexander Gauland und dem Netzaktivisten Sascha Lobo. Da Dunja Hayali selbst eine Golden-Retriever-Hündin namens Emma besitzt, mag sie gar nicht mehr aufhören, mit Lierhaus über die Vierbeiner zu reden. In der Sache kommt über Therapiehunde wenig mehr als die Erkenntnis heraus, dass Krankenkassen diese nicht finanzieren.

Die Gespräche sind so gefühlig, dass man sich eher im „Morgenmagazin“ oder im Vorabendprogramm wähnt – jedenfalls nicht an dem für harte politische Debatten auserkorenen Donnerstagabend. Hayali trägt einiges dazu bei: „Da muss man sich ein bisschen schütteln“, sagt sie nach dem an sich bedrückenden Bericht über den offenen Rassismus in Marzahn, in dem ein Berliner krakeelt, es gebe Menschen (Flüchtlinge nämlich), die sich „wie Tiere verhalten“. Oder Hayali sagt zu den über sie selbst ausgeschütteten Diffamierungen: „Da rutscht einem das Herz in die Hose“, wenn sie nicht gerade das Thema Cybermobbing kommentiert: „Da kriegt man schon eine Gänsehaut vor lauter Schrecken, was man im Internet so alles liest.“ Mitunter ergänzt sie nur: „Man fragt sich, wo wir eigentlich sind.“ Oder sie beschließt das Thema Assistenzhunde: „Da fragt man sich wirklich, warum das so ist.“

Gewiss kann Hayali kompetente Fragen stellen, doch lässt sie diese Kunst vermissen. Auch bleibt völlig im Dunkeln, wen genau der „Donnerstalk“ ansprechen soll. Immerhin: Drei Versuche bleiben noch.