Gelb, handlich, zuverlässig: Ein neues Reclam-Bändchen führt zu Stuttgarts Architektur und Kunst.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Fast zweitausend Jahre Stuttgarter Stadtgeschichte auf nicht einmal ganz vierzehn kleinen Seiten zu umreißen – keine leichte Übung, aber Reclam kriegt das hin. Gelb, handlich, zuverlässig: Mit dem neuen Stuttgart-Bändchen in der Reihe „Reclams Städteführer“ ist der ortsunkundige Stuttgart-Besucher, der Architektur und Kunst systematisch entdecken will, genauso gut bedient wie die Stadtbewohnerin, die Eckdaten zu einzelnen Bauten nachschlagen will.

 

Imagekorrektur

Mit seiner Kurzcharakterisierung der Kesselstadt, die dem historischen Abriss vorausgeht, trifft Cord Beintmann ins Schwarze: Stuttgart sei eine „spannende Kunstmetropole“, die jedoch „keine selbstverständliche Anziehungskraft“ habe und vor allem als „Wirtschaftsstandort“ gelte, schreibt der Autor und versteht seinen Kompaktführer somit als Imagekorrektur wie auch als Einladung: Stuttgart „möchte erst entdeckt werden – und das lohnt sich unbedingt.“

Auf dem aktuellen Stand

Die Architektur- und Kunstgeschichte der in einem Gestüt wurzelnden Landeshauptstadt erweist sich als Terrain, auf dem sich der Autor mit großer Sicherheit bewegt. Als freier Kulturjournalist versteht Beintmann es, sich kurz und knapp zu halten, ohne der Oberflächlichkeit anheimzufallen; Herausragendes wie die Stiftskirche oder die Weißenhofsiedlung erhalten zeilenmäßig den Platz, der ihnen gebührt; am Bildmaterial dagegen wird geknapst. Die Stadtführung zu den wichtigsten Profan- und Sakralbauten Stuttgarts beginnt sinnigerweise im Zentrum und dort am Hauptbahnhof, um dann, den Himmelsrichtungen folgend, in die jeweiligen Stadtgebiete auszuschwärmen. Am Schluss wird noch nach Ludwigsburg und Marbach geblickt. Das Büchlein ist auf dem aktuellsten Stand, die neue John-Cranko-Schule und der Neubau der Württembergischen Landesbibliothek sind aufgenommen, auch das geplante Rosensteinquartier wird erwähnt.

37 Museen bringen Vielfalt

Drei Rundgangvorschläge werden unterbreitet, die Stadtplanausschnitte hierzu sowie weiteres Kartenmaterial finden sich in den Buchklappen. Service hilft – das gilt auch für den beigefügten Kulturjahreskalender mit den wichtigsten Terminen sowie eine Auflistung aller Museen. Sie kommt auf 37 – von der Architekturgalerie am Weißenhof bis zum Württembergischen Kunstverein. Die Zahl bestätigt: Die Kulturstadt Stuttgart hat viel und Vielfältiges zu bieten.