Die Landesbausparkasse Südwest überrascht mit einem Chefwechsel. Der Vorstandsvorsitzende Tilmann Hesselbarth scheidet auf eigenen Wunsch aus. Sein Stellvertreter übernimmt und auch dessen Nachfolger kommt schon ins Haus.

Stuttgart - Die Nachricht kommt unerwartet – für die Mitarbeiter, die am Freitag Nachmittag informiert wurden, aber auch für die Branche. Tilman Hesselbarth (59), Chef der LBS Südwest, scheidet auf eigenen Wunsch aus familiären Gründen Ende des Monats aus, teilt die LBS Südwest am Freitag nach der Sitzung des Verwaltungsrats mit. Sein Stellvertreter Wolfgang Kaltenbach (60) wird zum 1. Juli die Führung der größten LBS in Deutschland übernehmen. Und auch für dessen Nachfolge stellte der Verwaltungsrat bereits die Weichen: Neu in die Geschäftsführung kommt im Herbst Stefan Siebert (55), derzeit Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Baden-Baden Gaggenau.

 

Wolfgang Kaltenbach, der schon seit 2007 im Vorstand der LBS aktiv ist, wird 2019 mit Ablauf seines Vertrages in den Ruhestand treten. Dann soll Siebert übernehmen. Der Sparkassen-Chef startet zunächst als Generalbevollmächtigter bei der Landesbausparkasse wie seinerzeit Hesselbarth auch, der 2010 vom Sparkassenverband, dessen Geschäftsführer er war, zur LBS wechselte. Der Umweg über die Position des Generalbevollmächtigten ist eine Auflage der Finanzaufsicht Bafin, weil das Managen eines Bausparkollektivs besonderer Erfahrung bedarf.

Sieben Jahre an der Spitze der LBS

Der Verwaltungsratsvorsitzende, Sparkassenpräsident Peter Schneider, bedauerte das Ausscheiden von Hesselbarth. „Wir respektieren seine Gründe und danken ihm schon heute sehr für seine engagierte und erfolgreiche Arbeit für die LBS in den vergangenen gut sieben Jahren“, sagte Schneider. Weiter betonte er, Hesselbarth habe mit „viel Geschick und Umsicht“ die Fusion der LBS Baden-Württemberg mit der LBS Rheinland-Pfalz geleitet. Damit habe er einen „historischen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte der LBS geschaffen“, so Schneider. Die beiden Institute haben sich im vergangenen Jahr zusammengeschlossen.

Kaltenbach wird die Fusion zu Ende umsetzen. Noch gibt es viele Baustellen im Haus, die abgearbeitet werden müssen. Gleichwohl wird es auf absehbare Zeit nicht die letzte Fusion bleiben. Der Sparkassenpräsident hat mehrfach öffentlich betont, dass Zusammenschlüsse bei den Landesbausparkassen „Sinn machen“. Schneider verweist in dem Zusammenhang gern auf den Hauptwettbewerber, die Gruppe der Volks- und Raiffeisenbanken, der mit nur einem Institut – der Bausparkasse Schwäbisch Hall – antritt und damit schlagkräftiger sei.

Landesbausparkassen leiden unter der Niedrigzinspolitik

Die Landesbausparkassen leiden wie die gesamte Finanzbranche unter der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und den verschärften Auflagen der Finanzaufsicht. Hesselbarth hatte vor kurzem erst die Niedrigzinsen, die die Erträge massiv unter Druck setzen, als „extremste Herausforderung“ bezeichnet, „der sich die Bausparkassen seit ihrer Gründung gegenübersehen“. Dabei ist die mit einer Bilanzsumme von gut 17 Milliarden Euro (Ende 2016) größte der acht Landesbausparkassen vergleichsweise stabil und gesund. Im vergangenen Jahr gelang es der LBS Südwest ihre Marktanteile in den beiden Geschäftsgebieten Baden-Württemberg (41,1 Prozent) und Rheinland-Pfalz (36,0 Prozent) weiter auszubauen.

Bundesweit ist die LBS Südwest gemessen am Neuvertragsvolumen die Nummer drei in Deutschland hinter Schwäbisch Hall und der Bausparkasse Wüstenrot.

Der scheidende Chef Hesselbarth rückte im September 2010 an die Spitze der LBS. Der gebürtige Lüneburger war von 1999 bis Ende 2004 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Zollernalb und wechselte 2005 als Geschäftsführer zum Sparkassenverband, wo er bis Ende 2009 tätig war. Siebert leitet seit 2010 die Sparkasse Baden-Baden Gaggenau und war zuvor bei der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, zuletzt als Vorstandsmitglied.