Engelbert Lütke Daldrup ist der vierte Berliner Flughafen-Chef seit dem BER-Baubeginn 2006. Die ständigen Wechsel bringen das Projekt keinen Deut voran, kommentiert Korrespondent Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Nun also soll ein Staatssekretär und gelernter Raumplaner das blamabelste deutsche Großprojekt endlich zu Ende bringen. Engelbert Lütke Daldrup ist als vierter Berliner Flughafen-Chef seit dem BER-Baubeginn 2006 allerdings eine politische Notlösung, die wenig überzeugt. Seine Berufung nützt vor allem seinem obersten Vorgesetzten, Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller.

 

Als Aufsichtsratschef der staatlichen Berliner Flughafengesellschaft hat Müller ein unfassbar vermurkstes Vorhaben zu kontrollieren, für das in den letzten fast zwei Jahrzehnten schon mehrere Milliarden Euro Steuergeld im märkischen Sand versenkt wurden. Auch fast fünf Jahre nach dem geplatzten Start steht noch kein neuer Eröffnungstermin fest, es könnte sogar 2019 werden. Die katastrophalen Fehlschläge der Vergangenheit hat Müller zwar nicht zu verantworten, aber in seine Amtszeit fallen weitere Verzögerungen und ein grotesker Machtkampf um den Rauswurf des bisherigen BER-Chefs Karsten Mühlenfeld. Dessen Vertrag wäre noch bis 2020 gelaufen, doch Müller wollte ihn loswerden, weil Mühlenfeld gegen seinen Willen Technikchef Marks entlassen hatte.

Jeder Tag Verzögerung kostet eine Million Euro

Es ist kein Wunder, dass viele Bürger auf solche eitlen Hahnenkämpfe und die peinlichen Querelen zwischen den BER-Eignern Bund, Berlin und Brandenburg nur noch mit Kopfschütteln reagieren. Jeder Tag Verzögerung beim BER kostet die Steuerzahler eine Million Euro. Bis heute fliegt kein einziges Flugzeug am BER. Nur Manager, Kontrolleure, Planer und Baufirmen machten reihenweise den Abflug, oft schön versorgt mit Abfindungen.

Die Wechsel bringen das Projekt keinen Deut voran. Der BER bleibt ein Lehrstück, wohin ein missratenes Bauprojekt in staatlicher Regie führen kann, wenn teils unfähige, teils überforderte Politiker, Kontrolleure und Manager mit Milliardenbeträgen jonglieren können, ohne Verantwortung für das eigene Versagen tragen zu müssen.